Österreich verliert fast die Hälfte der Lebensmittelexporte nach Russland

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"Presse"-exklusiv: Moskau verbietet die Einfuhr von bestimmten Lebensmitteln aus dem Westen. Österreichs Firmen können um etwa 107 Millionen Euro weniger nach Russland exportieren.

Am Vormittag hat Russland seine Liste der Waren vorgelegt, die als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens nicht mehr von dort eingeführt werden dürfen. Dass auch Österreich davon stark betroffen ist, hat der österreichische Handesldelegierte in Moskau, Dietmar Fellner der "Presse" bestätigt: "Unseren Berechnungen zufolge verliert Österreich fast die Hälfte seiner Lebensmittelexporte nach Russland". Unter das Importverbot fällt unter anderem Schweinefleisch - Österreichs mit Abstand wichtigstes Agrar-Exportgut nach Russland.

In Zahlen hochgerechnet heißt das, dass Österreichs Firmen um etwa 107 Millionen Euro weniger exportieren werden können. Im Vorjahr hatte Österreich Lebensmittel im Wert von etwa 237 Millionen Euro nach Russland exportiert, was ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2012 bedeutete.

Österreich ist stärker betroffen als der EU-Durchschnitt, der bei 36,8 Prozent liegt. Insgesamt wiesen die Exporte landwirtschaftlicher Produkte der EU nach Russland im Jahr 2013 einen Wert von 11,87 Milliarden Euro auf, das ist ein Zehntel sämtlicher Agrar-Ausfuhren.

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Moskau erwägt Überflugsverbot

Russland erwägt laut Ministerpräsident Dmitri Medwedew auch, ein Überflugverbot für Fluggesellschaften aus den USA und der Europäischen Union auf dem Weg nach Asien. Die Einfuhrverbote für Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch sowie Milch und Molkereiprodukte gelten für ein Jahr und betreffen neben der EU auch die USA, Kanada, Norwegen und Australien. Die EU hatte in der vergangenen Woche scharfe Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt. Die russische Regierung hatte daraufhin am Mittwoch Gegenmaßnahmen angekündigt.

Russland als Agrar-Importeur

Als Nummer acht der größten Volkswirtschaften gehört Russland zwar zu den Riesen der Weltwirtschaft. Als Importeur spielt das Land aber im weltweiten Handel nur eine vergleichsweise geringe Rolle: Mit Einfuhren im Wert von rund 240 Mrd. Euro oder 10,9 Prozent der Importe entfallen auf Nahrungsmittel. Russland rangiert nur auf Platz 16 der weltweit größten Importeure - und damit noch hinter Spanien, Singapur und Mexiko.

Mit Abstand wichtigster Lieferant Russlands ist China (16,9 Prozent). Direkt dahinter liegt Deutschland (12 Prozent). Danach folgen mit weitem Abstand die USA (5,3 Prozent), die Ukraine (5,0 Prozent) sowie Italien (4,6 Prozent).

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