Doris Bures: Faymanns resolute Frau für alle Fälle

Doris Bures
Doris Bures Die Presse
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Die machtbewusste und loyale SPÖ-Politikerin aus Wien-Liesing arbeitet sich hoch: Nun steht Infrastrukturministerin Doris Bures vor dem Sprung in das Amt der Parlamentspräsidentin.

Der Unterschied ist groß. Die verstorbene Parlamentspräsidentin Barbara Prammer war eine leise Politikerin, die bewusst auf Dialog gesetzt hat. Doris Bures ist eine resolute Politikerin, die ihre Positionen auch mit der nötigen Härte durchzuboxen weiß. Politische Karriere haben beide SPÖ-Politikerinnen gemacht. Jetzt steht die 52-jährige Wienerin vor dem nächsten Sprung in ihrer Karriere: Bures soll, der offizielle SPÖ-Beschluss steht allerdings noch aus, am 2. September in das Nationalratspräsidium gewählt werden und damit in das protokollarisch zweithöchste Amt im Staat.

Mit der Rochade wird das Machtgefüge im SPÖ-Regierungsteam von Bundeskanzler Werner Faymann vor dem SPÖ-Bundesparteitag Ende November neu verteilt. Denn damit könnten nun aus der Gewerkschaft ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser neu als Gesundheitsministerin und Amtsinhaber Alois Stöger, der auch aus der Gewerkschaft kommt, dafür in das Verkehrsressort einrücken. Allerdings gibt es gegen Stöger, der als wenig zugkräftig gilt (siehe Bericht unten) noch Widerstände.

Bures ist eine der Getreuen von Bundeskanzler Faymann. Der Wunsch für den Wechsel an die Spitze des Nationalratspräsidiums soll dem Vernehmen nach von der Infrastrukturministerin gekommen sein, bestätigt wird das allerdings nicht. Es passt aber in das Bild, wonach die SPÖ-Politikerin durchaus weitere politische Ambitionen habe. In diesem Zusammenhang ist ihr Name in der jüngeren Vergangenheit mehrfach und häufiger aufgetaucht, wenn es um das Amt des Wiener Bürgermeisters und somit um die Nachfolge von Michael Häupl (SPÖ) gegangen ist. Für den Posten gibt es allerdings auch noch andere Anwärter. Als möglich gilt aber auch, dass ihre Übersiedlung ins Nationalratspräsidium nur Zwischenstation auf dem Weg zur SPÖ-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt 2016 ist.

Mit Ehrgeiz, Fleiß und Durchsetzungskraft hat sich Bures, die als Ausgleich zum aufreibenden Politikerjob auf Jogging und Ausflüge in die Natur setzt, sich schon bisher in der Partei hochgedient bis zu Ministerehren. Die Härte auch zu sich selbst rührt aus ihrer Kindheit: Mit ihrer alleinerziehenden Mutter und fünf Geschwistern musste sich sie im Wiener Außenbezirk Liesing durchkämpfen, musste früh arbeiten gehen und Geld für den Haushalt beisteuern.

Ihr politisches Engagement beginnt als Sekretärin in der Sozialistischen Jugend (SJ). Dort kreuzen sich ihre Wege mit denen der späteren Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Werner Faymann, die den Aufstieg der Juso-Mitstreiterin aus ärmlichen Verhältnissen in der Parteihierarchie fördern. Bures folgt Faymann, der ebenfalls aus Wien-Liesing kommt, an der Spitze der Mietervereinigung. In dieser Funktion kann sie ihre Kräfte gegen Ungerechtigkeiten bündeln. Schon mit 28 Jahren schafft sie 1990 als weithin Unbekannte den Nationalratseinzug.

Bures ist loyal zur Partei, sie übernimmt unangenehme Knochenarbeit. Im Jahr 2000 holt sie Gusenbauer mit Andrea Kuntzl als Bundesgeschäftsführerin in der ernüchternden SPÖ-Oppositionszeit während Schwarz-Blau. Sie boxt das durch, was sie für richtig hält. Das trägt ihr den Ruf ein, keine Teamarbeiterin zu sein und Karriere im Auge zu haben. Gusenbauer belohnt sie jedenfalls als Bundeskanzler ab 2007 für ihre Arbeit mit dem Beamten- und Frauenministerium.

Als Werner Faymann bereits Mitte 2008 Gusenbauer an der Spitze der SPÖ beerbt, lässt Bures, die Mutter einer Tochter ist, das hehre Ministeramt sausen. Für ihren Liesinger Mitstreiter kehrt sie, wenn auch schweren Herzens, als Bundesgeschäftsführerin in der Parteizentrale und in die Niederungen des Wahlkampfes zurück. Gemeinsam retten sie der SPÖ trotz Verlusten bei der Nationalratswahl 2008 den ersten Platz. In der SPÖ macht sie sich mit ihrem bisweilen erdig-ruppigen Ton nicht nur Freunde. Dazu kommt der Neid, dass sie sich offenbar mit den Mächtigen in der Partei zu arrangieren versteht.

Soviel (Partei-)Treue macht sich bezahlt. Der Lohn dafür ist erneut ein Ministeramt. Von Faymann hat sie im Dezember 2008 das prestigeträchtige Infrastruktur- und Verkehrsministerium, in dem viele, viele Milliarden bewegt werden, zur Verblüffung vieler übernommen, als dieser an die Spitze der Regierung rückte. Die Beförderung sorgte für Naserümpfen. In die Arbeit für das Großressort kniet sie sich daher umso mehr hinein: Sie habe allen beweisen wollen, dass man es auch ohne akademische Ausbildung schaffen und sich gegenüber Managern im staatsnahen Bereich durchsetzen kann, heißt es intern.

Wer auf der anderen Seite des Verhandlungstisches der Ministerin sitzt, hat es nicht leicht. Sie ist zäh und gibt selten nach. Im Umgang mit dem Koalitionspartner ÖVP steckt Bures auch nicht zurück. Im Gegenteil: Wegen der Breitbandoffensive im Internet und des Ausbaus um eine Milliarde Euro bis 2020 legt sich die Ressortchefin solange mit Finanzminister und Vizekanzler Michael Spindelegger an, bis schließlich vor wenigen Wochen doch ein Kompromiss erreicht wird.

„Bussi-Bussi gibt es bei mir nicht. Mir geht es um klare Positionen“: Daran ließ die Ministerin auch bei den ÖBB keinen Zweifel aufkommen. Wenn sich der Koalitionspartner ÖVP die Bundesbahnen wegen der Milliardenzuschüsse aus dem Budget vorknöpfte, stemmte sie sich umso vehementer dagegen, die Eisenbahner als Subventionsempfänger hinzustellen. An ihrer Seite hatte sie in den vergangenen Jahren den um einen Imagewandel der Bahn bemühten ÖBB-Chef Christian Kern. Sie ließ auch nie an den Milliarden-Projekten beim Ausbau der Bahntunnel, egal ob Koralm- oder Brennerbasistunnel, rütteln. Beim gesamten Ausbau der Bahninfrastruktur schwang für Bures und die SPÖ stets der Aspekt der Ankurbelung der Wirtschaft in schwierigen Zeiten mit.

Und wie schon ihr Vorgänger Faymann konnte sich Bures im Regelfall über wohlwollende Berichterstattung der „Kronen Zeitung“ freuen. Das galt vor allem auch dann, wenn es um breitenwirksame Themen ging, wie zuletzt der Einsatz von Bures gegen die deutschen Mautpläne.

Fakten

1962. Doris Bures wird am 3. August 1962 in Wien geboren.

1990. Die gelernte Zahnarztassistentin, die bei den Jusos und in der Mietervereinigung aktiv ist, zieht in den Nationalrat ein.

2000.Sie wird für sieben Jahre SPÖ-Bundesgeschäftsführerin der SPÖ.

2007. Sie wird Frauen- und Beamtenministerin, Mitte 2008 kehrt sie für wenige Monate in die SPÖ-Bundesgeschäftsführung zurück.

Dezember 2008.Bures wird Infrastruktur- und Verkehrsministerin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2014)

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Kommentare

Diesmal bitte Mut, Herr Faymann!

Es war einer jener innenpolitisch drögen (Feier)Tage, an denen die Parteien das Publikum nicht mit Ideen, Initiativen oder Intrigen verschrecken wollten.

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