Stöger: „Ärzte und Pfleger müssen kooperieren“

Alois Stöger
Alois Stöger (c) APA (VIOLA JAGL)
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Gesundheit. Am Dienstag wird Alois Stöger (SPÖ) in Alpbach referieren. Der Minister will dabei vor allem die Reform des Gesundheitswesens thematisieren. Im Fokus stehen die Primärversorgung sowie die elektronische Gesundheitsakte ELGA.

Nun, da Doris Bures zur neuen Nationalratspräsidentin gewählt werden soll, gilt Alois Stöger als Nachfolgekandidat für den freien Posten im Infrastrukturministerium. Bestätigen will Stöger selbst noch nichts. Zu den Gesundheitsgesprächen – anlässlich derer ihn „Die Presse“ zu einem Interview bat –, kommt er jedenfalls noch in seiner Funktion als Gesundheitsminister.

Die Presse: Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Alpbach?

Alois Stöger: Ich möchte viele Leute treffen – aber ich will auch die Gesundheitsreform diskutieren. Es geht schließlich um einen radikalen Wechsel im Gesundheitswesen.

Der da wäre?

Früher orientierte sich das System an den Institutionen. Jetzt soll der Fokus auf dem Patienten liegen. Das möchte ich in Alpbach noch einmal verdeutlichen.

Sie wollen also Verständnis für Ihre Reform schaffen.

Es geht um die Frage: Warum müssen wir die Primärversorgung neu überdenken? Jetzt wird der Patient zwar gut betreut, wenn er sich innerhalb eines Gesundheitsnetzes bewegt. Wechselt der Patient aber in eine andere Institution, kann es zu einem Nachteil kommen. Es braucht einen Veränderungsprozess. Um den anzustoßen, ist Alpbach sicher ein guter Boden.

Als eine Inspiration für politische Entscheidungen?

Auch. Aber ich will auch andere zur Inspiration einladen: Zum Beispiel soll man darüber reflektieren, wie wichtig es ist, dass Ärzte und Pfleger zusammenarbeiten. Diese Berufsgruppen müssen miteinander kooperieren.

Welche sind die größten Herausforderungen bei der Reform?

Die erste große Herausforderung haben wir geschafft: Wir wollten die Finanzierung des Gesundheitssystems sicherstellen. Bund, Länder und Sozialversicherungsträger sind bereit, eine Kostendämpfung zustande zu bringen, damit wir die finanziellen Ressourcen für die Reform haben. Wir kooperieren auch eng miteinander. Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich gemeinsame Ziele gesetzt und haben Jahresarbeitsprogramme entwickelt. Diese setzen wir systematisch um. Wie zum Beispiel bei der Gesundheitsakte ELGA. Das ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie man Patienten stärken kann.

Inwiefern?

Früher war es so, dass jede Institution ihre eigene Akte für den Patienten hatte. Mit ELGA gehen die Akten mit dem Patienten in die verschiedenen Institutionen mit. Das verändert die Arbeit der Institutionen, stärkt aber die Patienten.

In Alpbach wird das Thema Kommunikation beleuchtet. ELGA stößt bei Patienten auf Skepsis. Hätte man die Menschen besser darüber aufklären müssen?

Da geht es um verschiedene Fragen: Zum einen um die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen. Zum anderen – das ist für mich entscheidend – um die Kommunikation mit Patienten. Es gibt noch sehr viel zu tun. Die dritte Frage ist: Wie informiert man Patienten über das Leistungsangebot? Da wollen wir Beiträge liefern. Etwa auf der Internetseite gesundheit.gv.at – hier wollen wir von Firmeninteressen unabhängig Gesundheitsinformation weitergeben.

Noch einmal: Fühlt sich die Bevölkerung Ihrer Meinung nach gut genug über ELGA informiert?

Wenn Sie mich fragen, ob ich über ein Thema genug informiert bin, werde ich immer sagen: Ich kann mehr Information vertragen. Das, was unter den ökonomischen Bedingungen möglich war, wurde bei ELGA getan. Wir haben über Medien informiert. Menschen, die eine neue E-Card bekommen haben, wurden ebenfalls gezielt informiert. Kommunikation endet aber nie.

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