Die Feindseligkeiten zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas sind nach dem Ende einer befristeten Waffenruhe wieder voll aufgeflammt.
Diesmal zielte Israel ganz nach oben: Bei einem Luftangriff in der Nacht auf Mittwoch haben Kampfflugzeuge versucht, den Militärchef der Hamas gezielt zu töten. Mohammed Deif entging dem Angriff allerdings, dafür wurden offenbar seine Frau und eine Tochter getötet.
Die israelische Regierung hat den Versuch einer gezielten Tötung Mittwochfrüh zugegeben, wie das Zweite Israelische Fernsehen berichtete. Die Identität eines dritten Toten bei dem Angriff sei noch unklar. Israel flog in der Nacht nach dem Ende einer befristeten Waffenruhe weitere Luftangriffe auf rund 60 Ziele, nachdem es wieder zu palästinensischem Raketenbeschuss gekommen war. In Israel schlugen auch Mittwochfrüh Raketen aus dem Gazastreifen ein. Insgesamt hätten militante Palästinenser bereits mehr als 60 Raketen abgeschossen, teilte eine Armeesprecherin mit.
Drahtzieher der Hamas
Mohammed Deif ist in Gaza der zentrale Drahtzieher der Raketenangriffe auf Israel. Er hat schon mehrere Attentatsversuche durch die israelischen Streitkräfte überlebt. Deif gilt als wesentlich radikaler als die politischen Führer der Hamas, und er hat es mit seinen Raketenarsenalen in der Hand, jegliche Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe im wahrsten Sinne des Wortes zu torpedieren. Eine Waffenruhe, die nicht auch seine stillschweigende Zustimmung hat, existiert nur auf dem Papier.
Mohammed Deif
Deif verzichtet völlig auf die Verwendung elektronischer Geräte, um einer Ortung durch Israel zu entgehen. Seine letzte öffentliche Wortmeldung stammt von Ende Juli, als er sich gegen eine Feuerpause mit Israel aussprach.
Der palästinensische Chefunterhändler erklärte denn auch die Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe in Kairo für gescheitert. Bereits am Dienstagnachmittag hatte Israel wegen der Raketenangriffe auch seine Delegation von den Gesprächen über eine dauerhafte Waffenruhe in Kairo abgezogen. Mit dem Raketenbeschuss hätten die Palästinenser nicht nur die Waffenruhe gebrochen, sondern auch die Grundlage für die Verhandlungen „zerstört“, sagte Regierungssprecher Mark Regev.
"Israel hat Friedenstreffen vereitelt"
Der palästinensische Chefunterhändler Azzam al-Ahmed machte Israel für das Scheitern der mehrfach verlängerten Feuerpause verantwortlich: „Israel hat das Treffen vereitelt, das Frieden bringen hätte können... Es war Israels Entscheidung die Gespräche scheitern zu lassen.“
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich vom Bruch der Waffenruhe am Dienstag schwer enttäuscht. Er erinnerte nach Angaben der Vereinten Nationen vom Dienstag in New York beide Seiten an ihre Verantwortung, die Lage nicht eskalieren zu lassen. Ban rief Israel und die Palästinenser auf, sich umgehend auf eine dauerhafte Feuerpause zu verständigen.