Ergebnisse: Wie hängt Raiffeisen die Erste Bank ab?

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Bei der Raiffeisen Bank International ist der Gewinn trotz der Ukraine-Krise gestiegen. Die Erste Bank rutschte tief in die Verlustzone. Auch die Bank Austria macht wieder Gewinne. Warum sind die Ergebnisse so unterschiedlich?

Wien. Die Halbjahreszahlen der österreichischen Großbanken sind ziemlich unterschiedlich ausgefallen. Die Raiffeisen Bank International (RBI) überraschte am Donnerstag trotz der Krise in der Ukraine mit guten Zahlen. Der Nettogewinn stieg um 24,4 Prozent auf 344 Millionen Euro. Bei der Erste Bank gab es dagegen im gleichen Zeitraum ein Minus von 930 Millionen Euro. Erste-Bank-Chef Andreas Treichl stellte auch für das Gesamtjahr einen Verlust von bis zu 1,6 Milliarden Euro in Aussicht.

Wesentlich besser als Raiffeisen und der Erste Bank ging es im ersten Halbjahr 2014 der Bank Austria. Diese vermeldete einen Gewinnanstieg um 34,3 Prozent auf 776 Millionen Euro. Wie passt das zusammen? Ist Raiffeisen tatsächlich besser als die Erste Bank? Und wieso hängt die Bank Austria beide Konkurrenten ab?

„Die Presse“ bringt dazu die Antworten:
•Wert der Osteuropa-Töchter: Um die Bilanzen besser verstehen zu können, muss man die Firmenwertabschreibungen berücksichtigen. Österreichs Banken haben in der Vergangenheit in Osteuropa viel zu teure Zukäufe getätigt. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise mussten daher die Firmenwerte der Ost-Töchter nach unten korrigiert werden. Dies geschah in den vergangenen Jahren meist in mehreren kleinen Wellen. Dazu wurden die Töchter einmal im Jahr einem sogenannten Impairment-Test unterzogen.

Doch die Bank Austria machte im Vorjahr einen radikalen „Bilanzputz“ und stellte mit einem Schlag alle Firmenwerte (Goodwill) in Osteuropa auf null. Das bescherte dem Institut 2013 einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro.

Bank-Austria-Chef Willibald Cernko sprach damals von einem „Befreiungsschlag“, damit habe man sich von den Altlasten aus der Vergangenheit befreit. Das Institut muss nun keine Abschreibungen mehr vornehmen und macht daher heuer wieder Gewinne.

Bank Austria als Vorreiter

Die Erste Bank folgte heuer teilweise dem Beispiel der Bank Austria und hat im ersten Halbjahr Firmenwerte und immaterielle Vermögenswerte (wie Kundenstock, Marken und IT-Projekte) im Ausmaß von einer Milliarde Euro abgeschrieben.

Das ist ein Grund, warum die Erste Bank heuer einen besonders hohen Verlust verbucht. Als nachhaltig bewertet die Erste Bank die Firmenwerte in Tschechien (500 Millionen Euro) und in der Slowakei (200 Millionen Euro).

Die Raiffeisen Bank International nahm im ersten Halbjahr 2014 keine Firmenwertabschreibungen vor. Die Firmenwerte der Osteuropa-Töchter liegen bei 534 Millionen Euro, davon entfallen 232 Millionen Euro auf Russland.

Hätte Raiffeisen wie die Bank Austria alle Firmenwerte auf null gestellt, wäre das Institut in die Verlustzone gerutscht.
•Osteuropa-Expansion: Zwischen Raiffeisen und Erste Bank gibt es noch andere Unterschiede. Raiffeisen hat als erste österreichische Bank mit der Osteuropa-Expansion begonnen. Die Giebelkreuzer tätigten relativ wenig Zukäufe, sondern bauten in den meisten Ländern ein eigenes Filialnetz auf. Die Erste Bank entdeckte Osteuropa viel später.

Um in der Region trotzdem auf einen signifikanten Marktanteil zu kommen, musste Erste-Bank-Chef Andreas Treichl teilweise teuer zukaufen. Allein die Rumänien-Tochter kostete vier Milliarden Euro. Daher fielen bei der Erste Bank zuletzt einige Abschreibungen besonders hoch aus.
•Andere regionale Schwerpunkte: Raiffeisen und Bank Austria verfügen in Osteuropa über ein Netzwerk, das die meisten Länder abdeckt. Die Erste Bank dagegen ist nur in sieben Ländern vertreten; kein Filialnetz gibt es in Polen, Russland, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina und in der Ukraine. Das wirkt sich auf die operativen Ergebnisse aus. Ein besonders wichtiger Ertragsbringer für die Erste Bank ist Tschechien. Für Raiffeisen und Bank Austria ist dagegen Russland der profitabelste Markt.

Raiffeisen verschärft Sparkurs

Zwar ist der Nettogewinn der russischen Raiffeisen-Tochter im ersten Halbjahr 2014 um 17,7 Prozent gesunken, doch er fällt mit 212 Millionen Euro noch immer überdurchschnittlich hoch aus.

Daher erklärte RBI-Chef Karl Sevelda am Donnerstag, dass man in Russland bleiben werde. Die Auswirkungen der Sanktionen auf das Geschäft seien gering.

Schlecht läuft es in Ungarn, wo der Verlust um 20,4 Prozent auf 100 Millionen Euro stieg. Schuld daran sind Sonderbelastungen durch ein neues Gesetz gegen die Banken. In der Ukraine verbuchte Raiffeisen ein Minus von 34 Millionen Euro. Hinzu kamen Währungsabwertungen. Den EZB-Stresstest werde Raiffeisen „eindeutig“ bestehen, heißt es. Bis 2016 will Sevelda 600 Millionen Euro einsparen. In den vergangenen zwölf Monaten ist die Zahl der Stellen um 1545 auf 56.356 gesunken. Auch Erwin Hameseder von der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien kündigte im „Format“ eine Reorganisation der Raiffeisen-Gruppe in Österreich an, bei der es „keine Tabus“ geben soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2014)

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