Wissenschaftler entwickeln neue Methoden zur Herkunftsbestimmung

Kommt der Apfel aus Tirol? Innsbrucker Forscher haben gemeinsam mit Südtiroler Kollegen erforscht, wie sich regionale Herkunft und Qualität nachweisen lassen.

Woher kommt ein Lebensmittel, und stimmt die Qualität? Das waren die zentralen Forschungsfragen, die Tiroler und Südtiroler Wissenschaftler drei Jahre lang verfolgt haben. Im EU-Projekt „OriginAlp“ entwickelten sie neue Methoden, mit denen sich zugleich Herkunft und Qualität kontrollieren lassen.

Fleisch, Käse, Wurst, Milch und Obst wie Äpfel oder Zwetschken standen dabei auf dem „Speiseplan“ der Wissenschaftler. „Wir haben typische Produkte aus der Region untersucht“, sagt Projektleiter Christian Huck vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Uni Innsbruck. Das war neu, denn so gezielt wurden Proben bislang nicht für eine bestimmte geografische Region untersucht.

Neu sind auch die Technologien, die im Projekt entwickelt wurden. „Ziel war es, Methoden zu finden, die eine eindeutige regionale Zuordnung erlauben.“ Die Innsbrucker Forscher verbesserten dazu ein spektrometrisches Verfahren: Nah-Infrarotspektroskopie nutzt die unterschiedlichen Eigenschaften eines Materials. Dabei wird eine Probe mit Nah-Infrarotlicht bestrahlt. Aus dem gemessenen Unterschied zwischen absorbiertem und reflektiertem Licht lässt sich ein charakteristischer „Fingerabdruck“ des Lebensmittels berechnen.

Testgeräte für Konsumenten

Ziel der Forschung ist, kleine, kostengünstige Spektrometer zu entwickeln. In einigen Jahren sollen Konsumenten dann selbst mit einfach bedienbaren Geräten Herkunft und Qualität von Lebensmitteln prüfen können.

An der Uni Bozen untersuchten die Wissenschaftler zusätzlich mittels Isotopenanalyse, wie sich die Elemente der Nahrungsmittel zusammensetzen. Um zu prüfen, welche Inhaltsstoffe sich darin befinden, setzte das Südtiroler Versuchszentrum für Obst- und Weinbau in Laimburg auch Gas-Chromatografie ein. Die Methoden dienten als Referenz und damit als „Test“ für die neue Nah-Infrarotspektroskopie der Tiroler Kollegen.

Lassen sich aus den Ergebnissen bereits Rückschlüsse auf die Qualität von Lebensmitteln ziehen? „Es hat sich etwa gezeigt, dass das Futter der Kuh die Zusammensetzung der Milch entscheidend beeinflusst“, sagt Huck. Es macht also tatsächlich einen Unterschied, ob sich das Tier von Frischfutter oder von Silage ernährt.

Für methodisch korrekte Vergleiche bestellten die Forscher übrigens Lebensmittel aus aller Welt. „Diese mussten streng festgelegten Bedingungen entsprechen, damit die Methode den klaren Nachweis liefert, dass etwa ein Apfel aus Tirol und nicht etwa aus China kommt.“ Dabei ist wichtig, dass das Verfahren zerstörungsfrei funktioniert, das Lebensmittel also nicht beeinträchtigt wird. Vorteil für die Forscher: Sie konnten ihre Proben nach den Tests aufessen. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2014)

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