Wer lügt? Zwist zwischen Matthias Hartmann und dem Burg-Anwalt.
„Zeit“ und „Standard“ zitieren Tonband-Mitschnitte einer Burg-Aufsichtsratssitzung im Juni 2008. Für das Jahresbudget 2008/09 war damals – trotz Auflösung von Rücklagen – ein Minus von 4,41 Millionen Euro avisiert worden. Das Defizit sollte nach einer Diskussion „mit bedingtem Beschluss abgenickt werden, mit dem Vorbehalt, dass die Bedeckung gesichert sein wird“. Bis zur nächsten Sitzung müsse es „ein ausgeglichenes Budget geben, wer auch immer es finanziert“, wird der damalige Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer zitiert. Am 31. Oktober legte die damals neue kaufmännische Geschäftsführerin der Burg, Silvia Stantejsky, ein ausgeglichenes Planbudget vor, was durch einen höher angesetzten Wert für Produktionen und Eigenleistungen, eine auf bis zu fünf Jahre verlängerte Abschreibungsdauer und die Auflösung von Kapitalrücklagen in Höhe von 2,5 Mio. Euro erreicht worden sein soll.
„Damit ist belegt, dass Hartmann belogen wurde, als ihm von der Holding die Übergabe eines schuldenfreien Burgtheaters zugesichert wurde“, sagen dessen Anwälte Georg Schima und Katharina Körber-Risak. Hartmann sei somit nicht für das Defizit verantwortlich. Für Burgtheater-Anwalt Bernhard Hainz bleibt hingegen weiter klar, dass Hartmann nicht nur von Silvia Stantejskys Schwarzgeldsystem gewusst, sondern auch davon persönlich profitiert habe – durch Hinterlegung seiner eigenen Honorare zum Zwecke der Steuerhinterziehung bei ihr. Zum Zeitpunkt der Aufsichtsratssitzung 2008 sei Hartmann zum Prokuristen des Theaters bestellt worden und damit zeichnungsberechtigt gewesen, so Hainz, ferner habe er die Richtigkeit der Bilanz 2008/09 mit seiner Unterschrift bestätigt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2014)