Mörder von US-Journalist Foley angeblich enttarnt

(c) REUTERS (STRINGER/IRAQ)
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Islamisten im Nordirak und in Syrien müssen schwere Verluste einstecken. Das Golfemirat Katar hat sich von Vorwürfen distanziert, den IS zu finanzieren.

Bagdad/London/Bern. Die mittelalterlich-brutale Islamistenmiliz Islamischer Staat (IS), die seit Monaten im Nordirak und Syrien ihr Unwesen treibt, muss offenbar zusehends Verluste einstecken: Die irakische Armee hat eigenen Angaben zufolge am Wochenende einen Angriff des IS auf eine Ölraffinerie nördlich Bagdad abgewehrt. Selbstmordattentäter hätten versucht, einen Eingang freizusprengen, dann seien weitere Kämpfer herangestürmt. Der Angriff sei abgeschlagen worden, mindesten 30 IS-Soldaten seien gefallen, hieß es.

Noch schwerere Verluste will die syrische Armee dem IS im Osten Syriens zugefügt haben: Dort seien bei Kämpfen um den Militärflughafen al-Tabka mindestens 300 Islamisten getötet worden, hieß es aus Damaskus, hier seien Kampfflugzeuge zum Einsatz gekommen. Al-Tabka ist die letzte Bastion der Regierungstruppen in der ostsyrischen Provinz al-Rakka.

Im Kampf gegen den IS sollen nach britischen Medienberichten seit Kurzem die USA in Kooperation mit dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) das Regime von Bashar al-Assad, Syriens Präsidenten, unterstützen. Die Zeitung „Independent“ berichtet, US-Geheimdienste hätten der Führung in Damaskus über Vermittlung des BND Infos zu Standorten von IS-Offizieren gegeben. Mithilfe dieser Informationen hätten syrische Truppen präzise Angriffe führen können. Der BND dementierte die Geschichte am Wochenende.

Britische Geheimdienste haben unterdessen eigenen Angaben zufolge jenen IS-Mann identifiziert, der vor Kurzem den US-Journalisten James Foley geköpft hat. Das Video der Bluttat ist vom IS vorige Woche verbreitet worden und hat weltweit für Entsetzen gesorgt; der Mörder hat klar erkennbar Englisch mit südenglischem Akzent gesprochen.

„Schweizer Garde“ in Syrien?

Laut „Sunday Times“ soll es sich um einen 23-jährigen Londoner handeln. Einzelheiten seien nicht genannt worden. Der Mann habe vor Kurzem über Twitter ein Bild von sich verbreitet, auf dem er einen abgetrennten Kopf hochhält. Foley, der 2012 in Syrien entführt worden war, war als Rache für US-Luftangriffe gegen den IS im Nordirak enthauptet worden.

Das Golfemirat Katar hat sich von Vorwürfen distanziert, den IS zu finanzieren. Man helfe dem IS in keiner Weise und verabscheue die Gruppe, sagte Außenminister Khaled al-Attiyah am Wochenende. Sicher ist aber, dass Privatleute aus Katar den IS finanziert haben.

Unterdessen berichtet die Schweizer „Sonntags-Zeitung“, dass so etwas wie eine Schweizer Garde im Nordirak und in Syrien gegen die Islamisten kämpfe. Mindestens zehn christliche Schweizer, allerdings allesamt mit syrischen oder irakischen Wurzeln, sollen sich vor Ort einer Christenmiliz angeschlossen haben. Auch Geldspenden würden den Weg ins syrische Kriegsgebiet finden.

Die Christenmiliz sei das Syriac Military Council (SMC), eine Miliz der christlichen Aramäer, Assyrer und Chaldäer im Nordosten Syriens, die bis zu 1000 Kämpfer zähle und sich kurdischen Truppen unterstellt habe. Journalisten der Zeitung hätten in einem SMC-Lager zwei Schweizer getroffen, einer davon sei Berufsoffizier der Schweizer Armee gewesen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)

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