Motorsportchef Wolff kündigte "Konsequenzen" an, Team-Order ist wohl der einzige Ausweg aus der festgefahrenen Situation zwischen Rosberg und Hamilton. Wer ist der Liebling der Silberpfeile?
Spa-Francorchamps. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hat nach der Kollision in Spa zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton "Konsequenzen" angekündigt. Die Verantwortlichen würden die Lage "in den nächsten Tagen mit den Fahrern" analysieren und klären. Formel-1-WM-Leader Rosberg hatte in Belgien seinem britischen Teamkollegen bereits in der zweiten Runde bei einem Überholmanöver ein Hinterrad aufgeschlitzt.
Wolff sprach neuerlich von "einem Worst-Case-Szenario". Getroffene Regeln seien gebrochen und Grenzen überschritten worden. Direkt nach dem zwölften WM-Lauf zur Formel-1-Saison am Sonntag hatten Wolff, Team-Aufsichtsrat Niki Lauda und die beiden Piloten schon kurz gemeinsam über den Vorfall gesprochen.
Welche Folgen der erneute Streit zwischen den beiden Titelkandidaten haben wird, ließ Wolff offen. Der Wiener deutete aber an, dass eine Teamorder denkbar sei. Mercedes büßte durch diesen von den Rennkommissaren nicht geahndeten Crash einen wahrscheinlichen Doppelerfolg ein. Rosberg baute durch Rang zwei seine WM-Führung auf 29 Punkte aus, Verfolger Hamilton stellte seinen Silberpfeil kurz vor Schluss aussichtslos zurückliegend in der Box ab.
Als zweimaliger Weltmeister beanspruchte Nelson Piquet den Nummer-eins-Status bei Williams. Dass sich der Brasilianer aber mit dem erstaunlich starken Engländer herumschlagen musste, ärgerte ihn maßlos.Die Führungsrolle wollte der Rennstall von Teamchef Frank Williams dem lamentierenden Piquet einfach nicht zugestehen. Das führte dazu, dass der Brasilianer immer wieder süffisant und auch böse stichelte. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Beide Piloten nahmen sich am Ende der Saison dann gegenseitig so viele Punkte ab, dass 1986 Alain Prost in der WM-Wertung triumphierte.Die Fehde ging auch nach ihrer Trennung bei Williams Ende 1987 weiter, wie es Autor Elmar Brümmer in seinem Buch "Rivalen der Rennstrecke" beschrieb: Piquet nannte Mansell weiter einen "ungebildeten Holzkopf". (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Vielleicht das rücksichtsloseste aller Duelle. Der emotionale Brasilianer gegen den kühlen Franzosen. "Ayrton will mich nicht schlagen, er will mich demütigen, aber das ist seine Schwäche", analysierte Prost Ende 1988, als sich beide längst als Feindbilder erkannt hatten und Senna WM-Champion wurde.Zum Bruch kam es spätestens im April 1989, als der Franzose in Imola ein teaminternes Abkommen von Senna verletzt sah: Wer beim Start die Führung übernahm, dem gehörte auch die erste Kurve. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Den Klassiker der Karambolage unter Teamkollegen lieferten die McLaren-Piloten im vorletzten Rennen 1989 in Suzuka. Der Franzose kollidierte in der Schikane mit Senna - der Brasilianer konnte aber noch weiterfahren.Senna legte dann einen Boxenstopp ein und gewann sogar zunächst das Rennen. Später wurde er aber disqualifiziert, Prost wurde erneut Weltmeister. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Die Fehde dauerte auch nach Prosts Wechsel zu Ferrari an. 1990 kam es erneut zu einer Kollision zwischen Prost und Senna. Senna drängte den Franzosen in der ersten Kurve absichtlich ab, wie er ein Jahr später zugab. Prost hätte gewinnen müssen, um seine WM-Chance zu wahren.Nach dem Rennen erklärte Prost: "Alles, was hier passiert ist, hat der Welt sein wahres Gesicht gezeigt. Für ihn ist es viel wichtiger, die Weltmeisterschaft zu gewinnen als für mich. Es ist das einzige, was er im Leben hat. Er ist völlig durchgeknallt. Dieser Mann ist wertlos."Im Bild: Das Wrack von Sennas Boliden. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Fernando Alonso kam als zweimaliger Weltmeister zum Rennstall von Ron Dennis und musste miterleben, wie dessen Zögling Hamilton eine herausragende Debütsaison hinlegte und vom Neuling zum Profi reifte. Am Ende dieser Extrem-Beziehung hatte McLaren keinen Titel und wegen der Spionageaffäre, bei der der Spanier als Kronzeuge auftrat, 100 Millionen Dollar und alle Konstrukteurspunkte verloren. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Zum endgültigen Split zwischen den Egomanen kam es in Ungarn, als Alonso den Rivalen in der Boxengasse blockierte (und daraufhin zurückgereiht wurde). Das Missverständnis Alonso/Hamilton wurde zur Zerreißprobe für McLaren. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Von der Dauerfehde beim irren Saisonfinale in Brasilien profitierte Ferrari-Mann Kimi Räikkönen, der am Ende in der WM-Wertung nur einen Zähler Vorsprung auf das spanisch-britische Duo hatte. Am Ende ihrer "Inteam-Feindschaft" hatten Sebastian Vettel und Mark Webber 16 Doppelerfolge eingefahren - nur Michael Schumacher und Rubens Barrichello (24) sammelten für Ferrari mehr. Doch von mehr als anfänglichem Respekt war die Red-Bull-Beziehung nie geprägt.Schon 2010 kam es in der Türkei in Runde 40 zum Crash. Nach dem Aussteigen zeigte Vettel einen Vogel - und meinte wohl seinen Teamkollegen. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Die Fehde setzte sich fort. Schließlich war der in der WM besser platzierte Australier in Brasilien verärgert, dass Vettel das vorletzte Saisonrennen in Sao Paulo gewinnen durfte. In Abu Dhabi wurde der Deutsche dann sensationell Weltmeister.Unvergessen bleibt auch Vettels "gestohlener Sieg" von Malaysia 2013, als er die Teamorder missachtete, mit Vollgas Jagd auf Webber machte und noch gewann. Damit begann die Eiszeit zwischen den Red-Bull-Piloten. (c) imago sportfotodienst (imago sportfotodienst) Der Formel-I-Teamkollege als Feind
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