Ferguson: Tausende trauerten um getöteten Michael Brown

APA/EPA/ROBERT COHEN / POOL
  • Drucken

"Wir sollten hier heute nicht sitzen und so tun, als würden wir etwas beobachten, was in Ordnung ist", sagte Bürgerrechtler Al Sharpton.

Mit einem feierlichen Gospel-Gottesdienst haben tausende Menschen in den USA des getöteten schwarzen Jugendlichen Michael Brown gedacht. Die festlich gekleideten Besucher versammelten sich am Montag in einer Baptistenkirche in St. Louis im Staat Missouri und stimmten feierliche Gesänge an. Die etwa 5.000 Plätze der Kirche waren restlos gefüllt, sodass Hunderte Menschen in einen zweiten Saal auswichen.

Der Teenager war am 9. August von einem weißen Polizisten erschossen worden, was in Ferguson bei St. Louis tagelang zu Protesten und Unruhen geführt hatte. Brown sollte am Montag auf einem nahe gelegenen Friedhof beigesetzt werden.

Missouris Gouverneur nicht anwesend

Neben den Angehörigen Browns nahmen zahlreiche Prominente an dem Gottesdienst teil. Auch Präsident Barack Obama schickte eine Delegation nach St. Louis. Neben den schwarzen Bürgerrechtlern Al Sharpton und Jesse Jackson wurden unter anderem Filmemacher Spike Lee ("Malcom X"), sowie die Rapper und Musikproduzenten Sean Combs ("Puff Daddy") und Snoop Dogg erwartet. Der auch als TV-Moderator bekannte Sharpton richtete sich in einer Rede an das Publikum.

In der ersten Reihe saß die Mutter des getöteten 18-Jährigen, Lesley McSpadden, in einem roten Kleid. Neben dem schwarzem Sarg waren Fotos des getöteten 18-Jährigen aufgestellt. Auf dem Sarg lagen eine schwarze Kappe der Baseball-Mannschaft St. Louis Cardinals und ein Kranz roter Rosen. Dutzende Journalisten versammelten sich vor der Kirche. Missouris Gouverneur Jay Nixon wollte nicht kommen.

Flammender Appell von Al Sharpton

"Wir sollten hier heute nicht sitzen und so tun, als würden wir etwas beobachten, was in Ordnung ist", sagte Sharpton in seiner flammenden Ansprache. Der Teenager Brown würde heute das College besuchen, wäre er nicht vom weißen Polizisten Darren Wilson erschossen worden. Brown wolle erinnert werden als jemand, der die Debatte über den Umgang mit der Polizei angestoßen habe. "Hier geht es um Gerechtigkeit", rief Sharpton. Der TV-Sender NBC meldete unterdessen, dass Unterstützer rund 216.000 Dollar (164.000 Euro) gesammelt hätten, um Browns Familie zu unterstützen. Ob ein Verfahren gegen Wilson eröffnet wird, ist noch offen.

Der Vater des Burschen, Michael Brown senior, hatte die Demonstranten in Ferguson zuvor um einen Tag der Ruhe und des Gedenkens gebeten. Unweit der Straße, wo Brown erschossen wurde, waren Protestler immer wieder gewaltsam mit der Polizei aneinandergeraten, die teilweise Blendgranaten und Tränengas einsetzte. In der Nacht zum Montag blieb es in Ferguson allerdings ruhig, auch für den Abend wurden Beobachtern zufolge keine größeren Proteste erwartet.

(APA/AFP/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

epaselect USA NEW YORK BROWN SHOOTING PROTEST
Weltjournal

USA: Obama, Ferguson und die Folgen

Die Debatte über Polizeigewalt verlagert sich zur Frage, wie sich Polizeirassismus eindämmen lässt. Dafür gibt es Vorbilder, an denen sich die Bundesregierung nun orientiert.
Weltjournal

Ferguson: Eltern finden Polizisten-Äußerung "respektlos"

Die Eltern des erschossenen Jugendlichen reagieren geschockt auf das Fernsehinterview des US-Polizisten. Es würde "alles nur noch schlimmer machen".
Demonstranten setzen ein Polizeiauto in Brand.
Weltjournal

Ferguson-Todesschütze: "Habe Job richtig gemacht"

US-Präsident Obama verurteilt die Ausschreitungen in der US-Kleinstadt Ferguson. Der Polizist Darren Wilson, der den schwarzen Jugendlichen Michael Brown erschossen hat, behauptet, "ein reines Gewissen" zu haben.
during a demonstration in Oakland, California following the grand jury decision in the shooting of Michael Brown in Ferguson, Missouri
Außenpolitik

USA: Der Zorn des schwarzen Amerika

Die Ausschreitungen in der Kleinstadt Ferguson verdeutlichen die tiefe Kluft zwischen Amerikas schwarzer Jugend und den Polizeibehörden – aber auch die fatale politische Apathie vieler Afroamerikaner.
Leitartikel

Eine Gesellschaft, in der sich ein Teil ausgesperrt fühlt, hat ein Problem

Dass mit Obama erstmals ein Schwarzer Präsident wurde, war ein Meilenstein im Kampf für Gleichberechtigung. Doch es gilt, noch viele Probleme zu lösen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.