"Wir sollten hier heute nicht sitzen und so tun, als würden wir etwas beobachten, was in Ordnung ist", sagte Bürgerrechtler Al Sharpton.
Mit einem feierlichen Gospel-Gottesdienst haben tausende Menschen in den USA des getöteten schwarzen Jugendlichen Michael Brown gedacht. Die festlich gekleideten Besucher versammelten sich am Montag in einer Baptistenkirche in St. Louis im Staat Missouri und stimmten feierliche Gesänge an. Die etwa 5.000 Plätze der Kirche waren restlos gefüllt, sodass Hunderte Menschen in einen zweiten Saal auswichen.
Der Teenager war am 9. August von einem weißen Polizisten erschossen worden, was in Ferguson bei St. Louis tagelang zu Protesten und Unruhen geführt hatte. Brown sollte am Montag auf einem nahe gelegenen Friedhof beigesetzt werden.
Missouris Gouverneur nicht anwesend
Neben den Angehörigen Browns nahmen zahlreiche Prominente an dem Gottesdienst teil. Auch Präsident Barack Obama schickte eine Delegation nach St. Louis. Neben den schwarzen Bürgerrechtlern Al Sharpton und Jesse Jackson wurden unter anderem Filmemacher Spike Lee ("Malcom X"), sowie die Rapper und Musikproduzenten Sean Combs ("Puff Daddy") und Snoop Dogg erwartet. Der auch als TV-Moderator bekannte Sharpton richtete sich in einer Rede an das Publikum.
In der ersten Reihe saß die Mutter des getöteten 18-Jährigen, Lesley McSpadden, in einem roten Kleid. Neben dem schwarzem Sarg waren Fotos des getöteten 18-Jährigen aufgestellt. Auf dem Sarg lagen eine schwarze Kappe der Baseball-Mannschaft St. Louis Cardinals und ein Kranz roter Rosen. Dutzende Journalisten versammelten sich vor der Kirche. Missouris Gouverneur Jay Nixon wollte nicht kommen.
Flammender Appell von Al Sharpton
"Wir sollten hier heute nicht sitzen und so tun, als würden wir etwas beobachten, was in Ordnung ist", sagte Sharpton in seiner flammenden Ansprache. Der Teenager Brown würde heute das College besuchen, wäre er nicht vom weißen Polizisten Darren Wilson erschossen worden. Brown wolle erinnert werden als jemand, der die Debatte über den Umgang mit der Polizei angestoßen habe. "Hier geht es um Gerechtigkeit", rief Sharpton. Der TV-Sender NBC meldete unterdessen, dass Unterstützer rund 216.000 Dollar (164.000 Euro) gesammelt hätten, um Browns Familie zu unterstützen. Ob ein Verfahren gegen Wilson eröffnet wird, ist noch offen.
Der Vater des Burschen, Michael Brown senior, hatte die Demonstranten in Ferguson zuvor um einen Tag der Ruhe und des Gedenkens gebeten. Unweit der Straße, wo Brown erschossen wurde, waren Protestler immer wieder gewaltsam mit der Polizei aneinandergeraten, die teilweise Blendgranaten und Tränengas einsetzte. In der Nacht zum Montag blieb es in Ferguson allerdings ruhig, auch für den Abend wurden Beobachtern zufolge keine größeren Proteste erwartet.
(APA/AFP/Reuters/dpa)