Österreicher greifen zum Ersparten

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Am Anfang der Krise stand das Angstsparen. Jetzt müssen die Österreicher auf das Sparbuch zugreifen, um den Alltag zu finanzieren, sagt Erste-Vorstand Peter Bosek.

Alpbach. Die Finanzkrise ist sechs Jahre her, aber die österreichischen Sparer spüren ihre Nachwirkungen noch immer. „Das Kundenverhalten hat sich seit der Krise stark verändert“, sagt Erste-Vorstand Peter Bosek. Er beobachtet zuletzt eine dritte Phase der Krisenfolgen beim Sparverhalten der Österreicher. „Vermögen wird entspart, um den Alltag zu finanzieren“, sagte Bosek im Gespräch mit der „Presse“ am Rande der Finanzmarktgespräche beim Forum Alpbach.

Diesem Trend seien zwei andere Phasen vorangegangen. Als direkte Reaktion auf die heiße Phase der Krise habe sich das Angstsparen zuerst deutlich verstärkt. „Da haben wir ein plus von zwei Mrd. Euro bei den Spareinlagen gesehen“, so Bosek, der bei der Ersten unter anderem für das Privatkundengeschäft zuständig ist. Diese Phase habe rund zwei Jahre angedauert. Dann kamen die Immobilien. Die Begeisterung der Österreicher für die Geldanlage in „Betongold“ habe dabei einen Vorteil, so Bosek: „Das ist fast ausschließlich eigenkapitalfinanziert.“

Inflation schneller als Löhne

Heißt: Die Gefahr einer kreditfinanzierten Blase, wie sie in den USA der Fall war, ist eher gering. Die Preise für Wohnimmobilien sind aber zumindest in Wien bereits deutlich zu hoch. Die Nationalbank schätzt, dass Wiener Wohnungen derzeit zu 22 Prozent überbewertet sind.

Und inzwischen stehen die Sparer wieder vor einem neuen Problem. „Die Inflation steigt schneller als die Reallöhne“, so Bosek. In Österreich liegt die Inflation deutlich höher als Beispielsweise in Deutschland – was unter anderem auf stärker steigende Steuern und Gebühren zurückzuführen ist. Das hat den Effekt, dass die Menschen auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen, um ihren Lebensstandard zu erhalten. „Seit zwei Jahren ist die Sparquote deutlich gesunken“, so der Erste-Vorstand. Und das liege eben nicht nur an den ohnehin sehr niedrigen Zinsen.

Als Reaktion hat die Erste inzwischen Vermögensanlage-Produkte eingeführt, die den Kunden breitere Diversifikation bieten sollen – und bessere Renditechancen. Unter dem Begriff „You Invest“ verwalte man rund 200 Mio. Euro an Geldern von Privatkunden, so Peter Bosek: „Das ist Vermögensverwaltung für alle.“ (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2014)

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