Lesotho: Widersprüchliche Angaben über Militärputsch

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USA AFRICA LEADERS SUMMIT 2014(c) APA/EPA (MICHAEL REYNOLDS)
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Ministerpräsident Thomas Thabane flüchtete wegen eines angeblichen Militärputschs. Ein Regierungssprecher spricht von einem "Missverständnis zwischen Polizei und Militär".

Der Regierungschef des südafrikanischen Königreichs Lesotho ist nach eigenen Angaben wegen eines Militärputschs ins Ausland geflohen. Er habe sich aus Angst um sein Leben Samstagfrüh in den Nachbarstaat Südafrika abgesetzt, sagte Tom Thabane dem britischen Rundfunksender BBC. "Ich wurde nicht vom Volk von der Macht verdrängt, sondern von bewaffneten Streitkräften", sagte Thabana.

"Das ist illegal", kritisierte er. Zuvor hatte er dem südafrikanischen Fernsehsender ENCA gesagt, dass in seinem Land ein Putsch durch die Armee stattfinde. Thabana war als erster Oppositionspolitiker Lesothos durch Wahlen an die Spitze der Regierung gelangt.

Sportminister Thesele Maseribane, der die an der Regierung beteiligte Basotho National Party führt und nach eigenen Worten ebenfalls fliehen musste, hatte schon in der Früh von einem Putsch berichtet. Die Streitkräfte des Kleinstaats hätten die Polizeizentrale und Thabenes Residenz besetzt, um den Regierungschef und weitere Schlüsselminister zum König zu bringen. Ein AFP-Fotograf berichtete von Schüssen in der Hauptstadt Maseru.

Gegen Mittag hätten sich die Soldaten dann wieder in ihre Kasernen zurückgezogen, sagte Maseribane später am Telefon. Alle Polizeifahrzeuge seien von ihnen beschlagnahmt worden. Er selbst sei ebenso wie Thabane und alle anderen Minister unversehrt geblieben, sagte Maseribane.

Der Sportminister warf Vizeregierungschef Mothetjoa Metsing vor, hinter dem Umsturzversuch zu stecken. Metsings Partei Lesotho Congress for Democracy ist an der brüchigen Koalitionsregierung beteiligt und hatte aus Ärger über Thabanes autoritären Regierungsstil schon vor Monaten angekündigt, den Ministerpräsidenten stürzen und eine neue Regierung bilden zu wollen.

Die Armee selbst dementierte die Putschgerüchte. Man habe die Polizei verdächtigt, gewisse politische Fraktionen zu bewaffnen und sei deshalb gegen sie vorgegangen, so ein Sprecher. Mittlerweile habe sich die Situation auch wieder normalisiert.

"Es gibt keinen Putsch"

Ebenso ein Regierungssprecher: "Es gibt keinen Putsch." Die Regierung Thabane sei weiter an der Macht. Es sei lediglich eine Polizeiwache umstellt worden. Es handle sich um "ein Missverständnis zwischen Polizei und Militär".

Lesotho

Lesotho hat etwa 2,1 Millionen Einwohnern und ist gänzlich von der Republik Südafrika umgeben. Es hängt völlig von der Wirtschaft des großen Nachbarn ab. Textilfabriken und Diamantenminen sind die einzigen größeren Industriezweige. Wegen seiner Gebirgszüge wird es auch "Königreich im Himmel" genannt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in großer Armut. Staatsoberhaupt ist der 51-jährige König Letsie III.

(APA/Reuters/dpa)

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