Wiener Jihadist: Islamisches Zentrum rüstet IS auf

Das islamische Zentrum in Wien Floridsdorf
Das islamische Zentrum in Wien FloridsdorfClemens Fabry
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Der per internationalem Haftbefehl gesuchte Wiener Jihadist Firas H. gibt an, dass das Zentrum in Floridsdorf die IS unterstützt. Die Betreiber dementieren das.

Der per internationalem Haftbefehl gesuchte Wiener Jihadist Firas H. ist nach eigenen Angaben im Islamischen Zentrum Wien-Floridsdorf für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rekrutiert worden. "Sämtliche Antworten hat der Direktor des Islamischen Zentrums in Floridsdorf. Sie rüsten ja die IS auf", antwortete der 19-Jährige auf die Frage des TV-Senders Puls4, wo er in Wien radikalisiert wurde.

Mitte August wurde bekannt, dass der Wiener mit tunesischen Wurzeln von Interpol gesucht wird. Der Vorwurf lautet Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung (der IS, Anm.) sowie Anstiftung zur Begehung schwerer Verbrechen. Medienberichten zufolge hält sich Firas H. derzeit in der nordsyrischen Provinz und IS-Hochburg Raqqa auf, von der er regelmäßig via Facebook über seine Tätigkeiten als IS-Kämpfer berichtet.

Islamisches Zentrum: "Das ist Blödsinn"

"Das ist Blödsinn. Wir verurteilen ISIS (jetzt IS, Anm.) und distanzieren uns von ihren Anhängern und Sympathisanten", wies der Pressesprecher des Islamischen Zentrums, Imam Salim Mujkanovic, die Aussagen des österreichischen Jihadisten gegenüber Puls4 zurück. "Wenn wir sehen, dass jemand radikale Ideen vertritt, benachrichtigen wir die Behörden", schrieb Mujkanovi in einer schriftlichen Stellungnahme. Außerdem gebe es eine "enge Zusammenarbeit" mit der Polizei und dem Bundesverfassungsschutz (BVT).

Entsprechende Vorwürfe gegenüber dem Islamischen Zentrum wie jene von Firas H. seien dem BVT bekannt, erklärte Alexander Marakovits, Sprecher des Innenministeriums, Montagmittag gegenüber der APA. Die Moschee stehe "unter Beobachtung", sagte Marakovits weiter und bestätigte eine Zusammenarbeit mit dem Zentrum.

Schriftliches Interview mit Puls 4

Zuletzt war der 19-jährige Wiener laut Puls 4 auf Facebook unter dem Namen "Firas Houdini" zu finden, der aber wie seine unzähligen anderen Accounts vor ein paar Tagen gesperrt wurde. Das Interview musste schriftlich über das soziale Netzwerk geführt werden, da der IS-Medienminister keine Erlaubnis für ein Video-Gespräch gegeben hätte, hieß es seitens des Privatsenders. Ein ausführlicher Bericht wird am Abend (18.45 Uhr) in den Puls 4 News ausgestrahlt.

www.izwien.at

(APA)

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