Apples nächster Coup: Angriff auf die Bankomatkarte

File picture of the Apple symbol tinted green at the Apple flagship store on 5th Avenue in New York
File picture of the Apple symbol tinted green at the Apple flagship store on 5th Avenue in New York(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
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Apple arbeitet an einer neuen Form des bargeldlosen Bezahlens. Sicherheitsbedenken der Konsumenten müssen allerdings erst aus dem Weg geräumt werden.

Wien. Das Smartphone als Geldtasche, die Bargeld und Bankomatkarten vollkommen überflüssig macht? Bisher ist das zumindest hierzulande noch eine Zukunftsvision. Eine Vision, die der US-Elektronikkonzern Apple nun aber in die Realität umsetzen will.

So hat Apple laut US-Medienberichten bereits Deals mit Kreditkartenfirmen ausgehandelt und arbeitet an einer neuen Form des bargeldlosen Bezahlens. Das könnten Hinweise darauf sein, dass Apple in Zukunft NFC in seine Geräte verbauen wird. Das ist jener Kurzdistanz-Funk, der bei anderen neuen Smartphones längst zur Standardausstattung gehört und in der Bankenbranche als Zukunft der bargeldlosen Zahlung gehandelt wird. Bankomat- und Kreditkarten sind teilweise bereits damit ausgestattet und auch erste Zahlterminals in Geschäften funktionieren auf Distanz. Der große Durchbruch lässt allerdings auf sich warten. Apple könnte ihn bringen.

Vorbild Samsung

Gepaart mit NFC und der Fingerabdruck-Funktion des iPhones könnte dabei etwas Ähnliches herauskommen, wie es Samsung bereits anbietet. Das Smartphone Galaxy S5 lässt PayPal-Kunden Zahlungen per Fingerabdruckscanner bestätigen. Freilich funktioniert das nur dort, wo PayPal für Zahlungen akzeptiert wird. Das sind bisher hauptsächlich Online-Shops. Die vielen NFC-Terminals in österreichischen Geschäften funktionieren bisher mit NFC-fähigen Bankomatkarten, aber meist noch nicht mit Smartphones.

Dass Apples Zahlungsdienst auch hierzulande angeboten wird, ist kurz- und mittelfristig jedoch ohnehin unwahrscheinlich. Solche Dienste sind in der Regel dem US-Markt vorbehalten. Bei Bezahlvorgängen mischen neben Banken, Kartenfirmen, Zahlungsdienstleistern aus dem Internet und Hardware-Unternehmern wie Apple oder Samsung eine ganze Reihe an Protagonisten mit. Und wie so oft gilt auch hier das Sprichwort, dass zu viele Köche den Brei verderben.

Brennpunkt Sicherheit

Das kann auch Markus Lobmaier von kWallet bestätigen. „Das Bezahlen mit dem Smartphone ist noch immer ein Nischenphänomen. Kein Wunder: Alle bisher vorgestellten Lösungen sind zu kompliziert in der Anwendung, an bestimmte Technologien gebunden oder wecken Zweifel beim Thema Sicherheit.“ Das Wiener Start-up versucht, den Bezahlvorgang mit Handys zu vereinfachen.

Nach der Installation der App ist nur eine Registrierung mit Name und E-Mail-Adresse notwendig. Anschließend kann eine Visa- oder Mastercardkreditkarte mit der App verbunden und damit an einem kWallet-Terminal oder einem anderen Smartphone gezahlt werden. Trotz der einfachen Anmeldung, sind die heiklen Daten laut dem Anbieter sicher. Dafür sorge eine Verschlüsselung und der Umstand, dass am Handy selbst keine heiklen Daten gespeichert würden. Die Frage der Sicherheit ist ein zentrales Thema bei neuen Bezahlmethoden, wie Oliver Fröhlich, der technische Leiter von kWallet, erklärt. „kWallet ist wie ein Bankschließfach, welches man nur mit drei unterschiedlichen Schlüsseln öffnen kann.“ Es gebe neben dem Sperrcode des Smartphones noch weitere Sicherheitslevel. Zudem werde jede Datenübertragung verschlüsselt geschickt und sei damit auf dem Sicherheitslevel einer Bankübertragung. Dieser hohe Aufwand an Sicherheit wird auch durchaus notwendig sein, um das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen.

Denn die Verbraucher stehen dem Thema bargeldloses Bezahlen bislang noch skeptisch gegenüber. So protestierten beispielsweise österreichische Konsumentenschützer, als im Frühjahr 2013 Bankomatkarten mit NFC-Funktion für kontaktloses Bezahlen ausgegeben wurden. Nur wenige Banken würden ihre Kunden fragen, ob sie NFC-fähige Bankomatkarte haben wollen, bemängelte die Arbeiterkammer und sprach von einer „Zwangsbeglückung“.

Auch Apple wird sich bei seinen Plänen für eine neue Form des bargeldlosen Bezahlens mit diesen Vorwürfen auseinandersetzen müssen. Die Anwendung muss benutzerfreundlich, technisch ausgereift und vor allem sicher vor Cyberkriminellen sein. Dann wird das Smartphone vielleicht wirklich zur Geldbörse. (cki)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2014)

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