Das Institut wirft Binnen-I-Kritikerin „schwerwiegenden Verstößen gegen Grundregeln der Normungsarbeit“ vor.
Neues im schwelenden Streit um das Binnen-I: Das Institut Austrian Standards hat ein Komitee aufgelöst, das im März mit einem Vorschlag für Aufregung gesorgt hatte: Das Binnen-I im Schriftverkehr solle abgeschafft werden, ebenso wie bestimmte weitere „geschlechtergerechte“ Formulierungen. Das Normungsinstitut distanzierte sich bereits damals von Interview-Aussagen der Komiteevorsitzenden Walburg Ernst und betonte, es handle sich bei dem umstrittenen Text ja lediglich um einen Entwurf.
„Offener Dialog“ im Oktober
Nun aber hat das Institut kurzerhand das „Komitee zur Regelung des Schriftverkehrs“ als Ganzes aufgelöst: wegen angeblich „schwerwiegenden Verstößen gegen Grundregeln der Normungsarbeit“. Ein offenes Dialogforum zur betreffenden ÖNORM A 1080 solle, wie bereits angekündigt, am 15. Oktober stattfinden, eingeladen seien alle, die Stellungnahmen zum Entwurf abgegeben beziehungsweise Interesse bekundet hätten. „Dabei soll sich zeigen, ob das Thema ,geschlechtersensibler Umgang mit Sprache‘ für eine Normung reif ist, das heißt, ob ein Versuch, zu diesem Thema eine möglichst allgemein akzeptierte Empfehlung zu formulieren, Erfolg haben kann“, erklärte die Direktorin von Austrian Standards, Elisabeth Stampfl-Blaha.
Der Komitee-Vorschlag hatte im Frühling auch zu einem Offenen Brief gegen das Binnen-I geführt. Zu den Unterzeichnern zählten u.a. Philosoph Konrad Paul Liessmann, Mathematiker Rudolf Taschner, Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder, „Sprachpfleger“ Bastian Sick und Schauspielerin Chris Lohner. (sim)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2014)