EZB-Nowotny: Höhere Sparzinsen erst bei besserer Realwirtschaft

Austrian Central Bank Governor Ewald Nowotny
Austrian Central Bank Governor Ewald Nowotny(c) Bloomberg (Simon Dawson)
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Sparer bekommen auch in Zukunft wenig für ihre Einlagen. Die Leitzins-Senkung soll den Exporteuren der Eurozone durch den Wertverfall des Euros helfen.

Das von Sparern als problematisch empfundene niedrige Zinsniveau für Bankeinlagen wird sich erst bei einer besseren Realwirtschaft lösen lassen, wies der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, am Donnerstag eine Verantwortung der EZB dafür zurück. Die Euro-Hüter seien nur für die kurzfristigen Zinsen zuständig, meinte Nowotny am Abend im Fernsehen.

Wenig Kreditnachfragen, dafür "Sparüberschuss"

Schuld an den niedrigen Sparzinsen, die am Markt und nicht von der EZB gemacht würden, sei die Tatsache, dass die Kreditnachfrage geringer sei und es einen "Sparüberschuss" gebe. Ganz extrem mache sich das etwa bei der Rendite von Staatsanleihen solider Staaten wie Deutschland und Österreich von rund einem Prozent bemerkbar, sagte Nowotny in der "ZiB2" des ORF.

Dass der Euro jetzt gegenüber anderen Währungen, etwa dem Dollar, an Wert verliere, sei mit der Leitzins-Senkung von 0,15 auf 0,05 Prozent beabsichtigt gewesen, um den Exporteuren in der Eurozone und damit der Beschäftigung in diesem Bereich zu helfen. Dieser Einfluss auf den Eurokurs werde "dauerhaft" sein, "von da haben wir einen großen Entlastungseffekt auf die Exportwirtschaft", meinte der OeNB-Gouverneur zu den EZB-Beschlüssen von Donnerstag, die die Gemeinschaftswährung umgehend auf unter 1,30 Dollar rasseln ließen. Zum Wall-Street-Schluss stand der Euro bei 1,2939 Dollar. Davor war er zeitweise bis auf 1,2920 Dollar gefallen, den tiefsten Stand seit Juli 2013.

Stagnation in Deutschland, Frankreich und Italien

Im Gespräch mit der APA hatte Nowotny davor den Doppelschlag des EZB-Rates aus weiteren Zinssenkungen und einem Startschuss für den Ankauf gebündelter Kredite (ABS) mit dem nur sehr verhaltenen Konjunkturaufschwung und der unter den Erwartungen liegenden Inflation begründet. "Speziell beunruhigt uns, dass wir im letzten Quartal in den drei großen Volkswirtschaften der Eurozone - Deutschland, Frankreich und Italien - eine Stagnation hatten", sagte Nowotny am frühen Abend.

Mit der Verschärfung des "Strafsatzes" für Einlagen von Geschäftsbanken bei der EZB von minus 0,1 auf minus 0,2 Prozent habe man den Anreiz verstärken wollen, damit die Banken die Gelder in die Realwirtschaft vergeben, so der OeNB-Gouverneur.

(APA)

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