USA und Syrien bombardieren IS-Stellungen

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Der Iran warnt indes vor einer Destabiliersung in Nahost-Region und schloss eine Zusammenarbeit mit Erzfeind USA nicht mehr aus.

Die US-Luftwaffe und das Regime des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad haben erneut Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bombardiert. Der Iran warnte vor einer Destabilisierung des ganzen Nahen Ostens durch den IS und schloss auch eine Zusammenarbeit mit Erzfeind USA nicht mehr aus. Die Amerikaner griffen nach eigenen Angaben IS-Einheiten nahe des Haditha-Damms im Westirak an.

US-Außenminister John Kerry sprach mit dem Chef der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, über die Bedrohung durch IS. Der syrisch-orthodoxe Metropolit Theophilos (Georges Saliba) warnte vor einem Genozid und berichtete über Flüchtlingsströme aus dem Irak in den bereits durch die hohe Anzahl an syrischen Flüchtlingen überlasteten Libanon. In Syrien setzte die Armee Assads am Sonntag ihre Luftangriffe auf Hochburgen der Miliz im Nordosten des Landes fort.

Dutzende IS-Kämpfer bereits getötet

Einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zufolge warnen Experten des deutschen Verteidigungsministeriums, die IS-Miliz sei nicht zu stoppen, wenn sie nur im Irak bekämpft werde. "Dies wirft die Frage nach dem weiteren Umgang mit dem Assad-Regime auf", zitiert das Magazin aus einem internen Bericht der Abteilung "Strategie und Einsatz". Die IS kontrolliert nach einem rasanten Vormarsch während der vergangenen Monate große Teile Syriens und des Irak.

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte am Sonntag zur Begründung der Bombardierungen, der Haditha-Damm sei von IS-Angriffen bedroht gewesen. Die unabhängige irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News bestätigte die US-Angriffe unter Berufung auf lokale Sicherheitskräfte. Dutzende IS-Kämpfer seien demnach bereits getötet worden.

Der Haditha-Damm liegt rund 200 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad in der Provinz Anbar. Nach dem Mossul-Damm im Norden des Landes wird dort Iraks zweitgrößtes Wasserkraftwerk betrieben. Zudem ist der Damm strategisch wichtig für die Wasserversorgung des Landes. Vom Mossul-Damm waren IS-Milizen bereits Mitte August vertrieben worden, nachdem sie die Talsperre rund zwei Wochen kontrolliert hatten.

Unter Geiseln auch zwei Deutsche

In Syrien griff die Luftwaffe des Assad-Regimes die Städte Al-Raqqa (Rakka) und Deir ez-Zor (al-Sor) an, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Angaben über Tote gab es zunächst nicht. Zuvor seien am Vortag mindestens 53 Menschen bei der Bombardierung von Al-Raqqa getötet worden, darunter 31 Zivilisten und 15 IS-Kämpfer.

Nach Informationen des Magazins "Focus" hält die Miliz in der Stadt auch mehrere ausländische Geiseln, darunter auch zwei Deutsche. Es handle sich um frühere Salafisten, die geschockt durch die Gräueltaten des IS in die Heimat zurückkehren wollten. In den Augen des IS würden sie als Verräter gelten, die den Tod verdient hätten. Die Deutschen sollen demnach zusammen mit fünf Briten, drei Franzosen und zwei Belgiern in einem Folter-Gefängnis in Raqqa festgehalten werden.

Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle berichtete zudem, auch unbemannte Aufklärungsflugzeuge seien über die Stadt geflogen. Die USA lassen seit einiger Zeit Drohnen über Syrien fliegen, um Informationen über die Terrormiliz zu sammeln.

Kerry hatte sich am Samstag mit Arabi über die Bedrohung durch IS verständigt. Beide sprachen sich nach Angaben des US-Außenministeriums für eine "starke Haltung" der Arabischen Liga gegen die Jihadisten aus. Der Zustrom ausländischer Kämpfer zur Miliz, dessen Finanzierungsquellen und dessen Agitation und Anwerbung müssten gestoppt werden. Die Mitglieder der Arabischen Liga wollten am Sonntag zu einer Tagung in Kairo zusammenkommen.

Angst vor Flächenbrand

Der iranische Außenminister Javad Zarif warnte eindringlich vor der brutalen IS-Miliz. "Das ist eine äußerst gefährliche Gruppe, die heute ihr Unwesen in Syrien und Irak treibt, morgen aber vielleicht in der ganzen Region", sagte er in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehen. Eine Zusammenarbeit mit den USA gegen die IS wollte Zarif nicht ausschließen. Er halte aber eine internationale Aktion gegen die Terrormiliz für eine effektivere Option.

Nach Flüchtlingen aus dem benachbarten Syrien suchen nun auch immer mehr Menschen aus dem Nordirak Zuflucht im Libanon. Darunter befänden sich zahlreiche Christen, die ihre Heimat vor dem Terror der Milizen des IS verlassen hätten, sagte der syrisch-orthodoxe Metropolit Theophilos (Georges Saliba) am Sonntag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur laut Kathpress.

Der Metropolit leitet die Erzdiözese Tur Lebnon im Libanon. Seinen Angaben zufolge sind seit Beginn der IS-Expansion im Nordirak allein 150 syrisch-orthodoxe Familien in den Libanon geflohen. Täglich kämen weitere Menschen hinzu.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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