MAN Steyr verliert Russland-Auftrag: 2000 Arbeiter in Kurzarbeit

MAN Steyr
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Der Lkw-Bauer schickt fast alle Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Aufträge seien insgesamt "dramatisch" eingebrochen, so der Betriebsrat.

Beim Lkw-Bauer MAN in Steyr sollen ab Oktober rund 2000 der 2400 Beschäftigten kurzarbeiten, so ein Online-Bericht der "OÖNachrichten". Die Belegschaft wurde am Montag über die Kurzarbeit informiert, die vorerst bis Anfang Jänner geplant ist. Die genaue Ausgestaltung, etwa wie viel die Reduktion der Arbeitszeit beträgt, ist noch Gegenstand von Verhandlungen mit dem Arbeitsmarktservice.

Auftragseinbruch in ganz Europa

"Zwischen April und Juli hatten wir ein übliches Geschäft. Nach dem Sommer fehlen aber die Neuaufträge - und zwar dramatisch", wird Betriebsratsvorsitzender Erich Schwarz in den "Oberösterreichischen Nachrichten" zitiert. Als Grund wurde unter anderem die Russland-Krise angegeben. Laut Bericht rechnet MAN nicht damit, dass 500 für den russischen Markt vorgesehene Lkw tatsächlich noch heuer in Auftrag gegeben werden, das habe das Fass zum Überlaufen gebracht. "Die Russland-Krise hätten wir mit unserem Arbeitszeitmodell noch durchgebracht", so Schwarz. Aber die Situation sei in ganz Europa schlecht. Im vierten Quartal falle eine Monatsproduktion weg.

MAN-Unternehmenssprecher Stefan Klatt begründete die Maßnahme mit der "allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung in Europa". Die Auftragseingänge seien gesunken, beziffern wollte er den Rückgang nicht. Die Ukraine-Krise und die Sanktionen gegen Russland sieht er nicht als Hauptgrund für die Kurzarbeit. "Der Gesamtmarkt ist nicht gut", Nachsatz: "Russland auch nicht".

Russland lag 2013 an zehnter Stelle der wichtigsten Handelspartner Österreichs. Rund 55.000 Jobs hängen laut Wirtschaftskammer in Österreich direkt oder indirekt am Handel mit Russland. Etwa 1200 österreichische Unternehmen exportieren nach Russland, allein die Warenexporte beliefen sich zuletzt auf knapp 3,5 Milliarden Euro.

Leitl: "Vereinzelt hohe Auftragsausfälle"

Bereits vor wenigen Wochen schlug die Wirtschaftskammer Alarm: Die heimische Wirtschaft habe zumindest vereinzelt deutliche Einbußen zu verzeichnen. "Es mehren sich Rückmeldungen von Unternehmen, die schon über hohe Auftragsausfälle berichten, in einzelnen Fällen sogar im mehrstelligen Millionenbereich. Es ist zwar bis dato kein Betrieb in seiner Existenz gefährdet - doch so weit soll es gar nicht kommen. Deshalb müssen wir schon jetzt für mögliche Verschärfungen gewappnet sein", betonte Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl in einer Aussendung.

Wie viele heimische Unternehmen von Auftragsausfällen betroffen sind, ist vorerst noch nicht klar. Unter anderem ist für Kapsch TrafficCom vor kurzem ein Großprojekt in Russland gestorben.

>>> Bericht in den "Oberösterreichischen Nachrichten"

(APA/Red. )

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