Wer fürchtet sich vor Apples Watch?

New Apple Watch is pictured during an Apple event at the Flint Center for the Performing Arts in Cupertino
New Apple Watch is pictured during an Apple event at the Flint Center for the Performing Arts in Cupertino(c) REUTERS
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Vor sieben Jahren hat Apple mit dem iPhone den Handymarkt durcheinandergewirbelt. Passiert jetzt das Gleiche mit der Uhr?

Wien/Bern. Ein italienischer Designer soll einmal, als man es mit der Political Correctness noch nicht so genau nahm, folgenden Ausspruch getan haben: „Ein Mann braucht nur drei Schmuckstücke: sein Auto, seine Frau und seine Uhr.“

Letzteres ist tatsächlich ein gesellschaftlich anerkanntes männliches Accessoire. Es gibt nämlich keinen logischen Grund, einen vier- oder fünfstelligen Eurobetrag für ein Gerät auszugeben, das einfach nur die Zeit anzeigt. Das kann man deutlich billiger haben.

IWC, Rolex oder Breitling müssen sich also nicht sorgen, wenn Apple mit seiner neuen Uhr auf den Markt kommt. Bei Swatch dagegen läuten die Alarmglocken: Im für die Uhrenindustrie schlimmsten Fall könnte Apple 20 Millionen Smartwatches verkaufen, meinen Analysten von Barclays. Das würde Swatch einen Absatzrückgang von 25 Prozent bringen.

Coole Digitaluhren

Die Angst kommt aus der Vergangenheit. Als Apple 2007 sein iPhone vorstellte, wurde der Handymarkt von Blackberry, Nokia und Motorola dominiert. Heute ist Blackberry nicht mehr existent, Motorola wurde von Google und Nokia von Microsoft übernommen.

Und jetzt sei die Schweiz an der Reihe, soll Apples Chefdesigner, Jony Ive, am Rand der Präsentation der Apple Watch gesagt haben (allerdings mit einem deftigeren, nicht druckbaren englischen Ausdruck). Analysten, die von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragt wurden, glauben, dass die unteren Segmente der 60 Milliarden Dollar schweren Schweizer Uhrenindustrie ordentlich unter Druck kommen. Etwa Tissot (gehört zur Swatch Group), die Uhren mit Kompass, Höhenmesser und anderen smarten Funktionen vertreiben.

„Es gibt wenig Zweifel daran, dass Apple sofort Millionen Uhren verkaufen wird“, meinte Geoff Blaber von CCS Insight. „Apple hat auf einen Schlag die Führung bei den Smartwatches übernommen.“ Die Apple Watch ist in den USA für 349 Dollar erhältlich. Mit der Uhr kann man unter anderem Hotelzimmer öffnen, im Supermarkt bezahlen und alle möglichen Gesundheitsdaten erfassen.

Die Uhr aus Cupertino werde dazu beitragen, dass der Smartwatch-Markt von heuer 1,8 Milliarden Dollar auf zehn Milliarden Dollar im Jahr 2018 steigen werde, meinen Analysten von Citigroup. Das Zittern der traditionellen Uhrenbranche sei also berechtigt.

Andererseits: Deren Tod sagte man auch schon in den 1970er- und 1980er-Jahren voraus. Damals brachten die Japaner Digitaluhren auf den Markt, die vor allem mit grüner Anzeige als das coolste Accessoire aller Zeiten galten . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2014)

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