NSA hat offenbar Zugriff auf Netz der Deutschen Telekom

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Wie der "Spiegel" berichtet, verfügen die Geheimdienste der USA und Großbritanniens über verdeckte Zugänge in das Netz.

In der seit mehr als einem Jahr anhaltenden Spähaffäre gibt es erneut Berichte über weitgehende Geheimdienst-Eingriffe auch in Deutschland: Wie das Magazin "Spiegel" am Wochenende berichtet, verfügen die Geheimdienste der USA und Großbritanniens über verdeckte Zugänge in die Netze der Deutschen Telekom und des Kölner Anbieters Netcologne.

Der "Spiegel" beruft sich auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden. In von einem NSA-Programm namens Treasure Map erstellten Grafiken seien die Telekom und Netcologne namentlich aufgeführt und mit roten Punkten markiert, berichtete das Magazin. In einer Bildlegende heiße es dazu erklärend, die rote Markierung bedeute, dass es "innerhalb" dieser Netze "Zugangspunkte" für die technische Überwachung gebe.

Das Treasure-Map-Programm hat dem Bericht zufolge das Ziel, "das komplette Internet zu kartografieren" und "jedes Gerät, überall, jederzeit" sichtbar zu machen, zitiert der "Spiegel" Mit der Anwendung könnten sogar Endgeräte wie Computer, Smartphones und Tablets visualisiert werden, sofern sie mit dem Internet verbunden seien. Das Programm diene unter anderem der "Planung von Computerattacken" und der "Netzwerk-Spionage", heißt es laut "Spiegel" in einer Präsentation der Anwendung.

Bisher war unter anderem bekannt, dass der britische Nachrichtendienst GCHQ, der mit der NSA kooperiert, wohl die zwischen den Kontinenten verlaufenden Glasfaserkabel anzapft, um den Internetverkehr zu überwachen. Nach den neuen Dokumenten sei vorstellbar, dass der Zugriff auch von Deutschland aus erfolge, schrieb der "Spiegel". Nach den NSA-Unterlagen stehe von weltweit 13 Servern, die für die NSA den Internetverkehr überwachten, einer in Deutschland: "gut getarnt" und "unauffällig" in einem Datenzentrum.

"Nach deutschem Recht eindeutig strafbar"

Neben Telekom und Netcologne sind demnach auch die drei deutschen Teleport-Anbieter Stellar, Cetel und IABG mit roten Kernen markiert. Ein GCHQ-Dokument liste Mitarbeiter namentlich als Zielpersonen auf und enthalte auch Kennwörter für die Server von Stellar-Kunden. Es handle sich um "Geschäftsgeheimnisse und sensible Informationen", sagte Stellar-IT-Chef Ali Fares dem "Spiegel". Geschäftsführer Christian Steffen betonte: "Ein solcher Cyberangriff ist nach deutschem Recht eindeutig strafbar."

Telekom und Netcologne konnten nach "Spiegel"-Angaben bisher keine verdächtigen Vorrichtungen oder Datenübermittlungen feststellen. "Der Zugriff ausländischer Geheimdienste auf unser Netz wäre völlig inakzeptabel", sagte Telekom-Sicherheitschef Thomas Tschersich.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestätigte am Sonntag, dass es über den im "Spiegel" dargestellten Sachverhalt "unterrichtet" sei und diesen gemeinsam mit anderen Behörden analysiere. Weitere Auskünfte wollte das Amt zunächst nicht geben.

Die Spähaffäre belastet seit mehr als einem Jahr das US-deutsche Verhältnis. Für weitere Irritation sorgte im Sommer die Enttarnung zweier Behördenmitarbeiter, die mutmaßlich für die USA in Deutschland spionierten.

An der technischen Ausrüstung des im Juli enttarnten CIA-Spions Markus R. beißen sich die Ermittler nach einem Bericht des "Spiegels" die Zähne aus: BSI-Fachleuten sei es bisher nicht gelungen, dessen "hochprofessionell" gesicherten Laptop zu entschlüsseln. Das habe Generalbundesanwalt Harald Range vergangene Woche den Obleuten des NSA-Untersuchungsausschusses berichtet.

(APA/AFP/dpa)

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