Austro-Popper sind echte Patrioten

(c) APA (Georg Hochmuth)
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Rainhard Fendrich kann „wirklich nicht kicken“, Willi Resetarits ist leidenschaftlicher Fußballer – beide schwärmen vom Nationalteam. Zwei „Euro-Analysen“ über den Sport, Fußball, Rotweißrot und die Musik.

WIEN. Wenn einer bei der Zwischenzeit sich zwanglos von an Ski befreit oder ein anderer mit dem Radl nach Rio fährt, ist Österreich schnell berührt. Nichts geht leichter unter die Haut als echter Austropop, daran glauben sowohl Rainhard Fendrich als auch Willi Resetarits felsenfest. Dass Austro-Popper automatisch echte Patrioten sind, stand für beide außer Zweifel. Jedoch finden sie unterschiedliche Zugänge zum Sport, vor allem aber zum Fußball. Im Wiener „Lobster Dock“ rührten sie mit Wolfgang Ambros, Johann K. und Anton Polster die PR-Trommel für ein Ballkünstler-Konzert und waren zu zwei „schoafenEuro-Analysen“ (Resetarits) bereit.

„I sog da's gleich – Österreich wird Europameister!“ Willi Resetarits, 59, zieht wie gewohnt seine Augenbraue hoch und blickt in ein verdutztes Gesicht. Seit seinem siebenten Lebensjahr ist er unsterblich in das Nationalteam („Das war leider nicht immer leicht“) verliebt, er nennt Namen wie Karl Decker, Hans Buzek und Erich Hof. Hof habe ihn „geprägt, als Mensch, weil der war elegant.“

„Na freilich“ übte sich Resetarits auch selbst als Fußballer. Er spielte stets im rechten Mittelfeld, „parkte an der Outlinie“ und wartete geduldig auf Bälle, um sie „klug und zack, zack“ weiterzuspielen. Ein „gröberes Hufproblem“ stoppte aber die Karriere, auch alle Stadionbesuche waren mit einem Fußtritt vorbei. Warum? „Dort gibt es keine Zeitlupe! Ich bin der klassische Match-Besucher, dem das Schuhband aufgeht und wenn er sich bückt, das Tor verpasst. Bei einer Partie, die nach faden 90 Minuten nur 1:0 ausgeht, ist das schon sehr bitter.“


Kein Freund von Fusionen

Resetarits, er singt H.-C.-Artmann-Vertonungen und Van-Morrison-Interpretationen, mag Welt-Fußballer wie Cristiano Ronaldo, damit folge er dem „Mainstream“, hasst es aber, wenn seine Klubs Ostbahn oder FAC verlieren. „FAC – das ist typisch für unseren Fußball. Immer höher getauscht, 720 Mal fusioniert. Ein G'murks.“ Aber das spiele bei der Euro gottlob keine Rolle, „das werden denkbare Spiele.“ Mit einer landesweit emotionellen Verbundenheit, als Sieger oder Loser. „So schaut's aus!“

Einen Schiedsrichter verdroschen hat Rainhard Fendrich noch nie. Dabei hat der 53-Jährige früher Hand-, Basket- und Volleyball gespielt, nur dem Fußball blieb er fern. „Aus einem ganz einfachen Grund – ich kann wirklich nicht kicken.“ Obwohl der Mensch, das sagt Fendrich offen, zwar gerne „Katastrophen sehen will“, sei es besser, wenn er dem Rasen fern und besser auf der Bühne bleibe. Wie Resetarits ist auch Fendrich „sicher kein Stadion-Geher“, er wolle nicht in der Masse stehen, sondern vor ihr spielen und die „unheimliche Energie“ spüren, wenn 50.000 Fans jubeln wie einem Fußballspiel. Und mit seinem Color-TV ist er dann auch immer live dabei.


Mit dem Schnitzelbrot

Bei der Euro traut Fendrich dem ÖFB-Team den Einzug in das Viertelfinale zu. Gegen Deutschland tippt er auf eine Niederlage (1:2), weil diese „Turniermannschaft“ mental zu stark sei für die Hicke-Hacke-Elf. Gegen Kroatien locke verheißungsvoll ein Remis, gegen Polen ein 2:1-Sieg, dann sei das Land vollauf zufrieden. So wie 1998, mit Hermann Maier in Nagano – man litt und triumphierte mit ihm, sagt Fendrich mit leuchtenden Augen. „Das wollen die Menschen im Sport sehen: Katastrophen mit heldenhaften Comebacks – in den USA ist Maiers Sturz ja heute noch ein Hit!“

Der Österreicher lechze nach Erfolg, vor allem gegen Deutschland, weiß Fendrich. Dann beißt er genussvoll in sein Schnitzelbrot.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2008)


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