Katars Emir bestreitet Hilfe für Extremisten

German Chancellor Merkel and Qatar´s ruler Emir Sheikh al-Thani attend news conference in Berlin
German Chancellor Merkel and Qatar´s ruler Emir Sheikh al-Thani attend news conference in Berlin(c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Scheich al-Thani verspricht bei Deutschland-Besuch, Zahlungen an IS zu unterbinden.

Kairo/Berlin. Jahrelang war das kleine Golfemirat Katar ein Meister der Widersprüche, ein Polit-Jongleur, der allerdings zuletzt stark ins Stolpern geraten ist. Denn der Druck der Nachbarn am Golf wächst und die sozialen Verhältnisse im Land werden international scharf kritisiert. Und so erhofft sich Katar Entlastung und Rückendeckung vor allem von Europa und den USA. Am Mittwoch reiste der 34-jährige Emir Tamim bin Hamad al-Thani zum ersten Besuch nach Berlin.

Der junge Emir stammt aus dem frommen Flügel der Familie, er steht den Muslimbrüdern nahe. Wie viele andere arabische Potentaten wurde er an der renommierten britischen Militärakademie Sandhurst ausgebildet.

Vereinbarte Rüstungsgeschäfte

In Berlin ging es neben den bereits vereinbarten Rüstungsgeschäften vor allem um den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Katar besitzt die drittgrößten Gasvorkommen der Erde und ist das wohlhabendste Land des Globus.

Aber das internationale Ansehen Katars hat gelitten – auch in Deutschland. Erst auf massiven internationalen Druck hin hat sich das Emirat bereit erklärt, energischer gegen reiche Bürger und religiöse Stiftungen vorzugehen, die die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unterstützen. Hauptfinanziers sind nach Erkenntnissen von Washington und Brüssel Mittelsmänner in Kuwait, denen jedoch auch beträchtliche Spenden aus privaten Kreisen in Saudiarabien und Katar zufließen.

Im Gespräch mit Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel wies Scheich Tamim bin Hamad al-Thani diese Vorwürfe zurück. „Es gibt keine Unterstützung Katars für terroristische Bewegungen“, versicherte er. „Ich habe keinen Grund, den Aussagen des Emirs nicht zu glauben“, erklärte Merkel. (m.g.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2014)

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