AUA: Piloten auf Konsenskurs

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Schon bis zum Sonderaufsichtsrat am 7. Oktober soll der neue Bordkollektivvertrag stehen – es wird jetzt intensiv verhandelt.

Wien. Das Damoklesschwert des Konkurses, der nur mit einem radikalen Schrumpfkurs oder der Integration der AUA in die Billig-Airline-Pläne der Mutter Lufthansa abgewendet werden könnte, hat offenbar bei der Airline-Spitze und dem Bordbetriebsrat bewirkt, das Kriegsbeil zu begraben und eine Vernunftlösung anzustreben. Die Sozialpartner verhandeln wieder – und zwar intensiver denn je – einen neuen kostengünstigeren Kollektivvertrag (KV) für das Bordpersonal.

Ihr Ziel ist äußerst ehrgeizig: Der Generalvergleich, mit dem der zuletzt durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) angeheizte Rechtsstreit um den Betriebsübergang auf die Regionaltochter Tyrolean und die aufgekündigten Bordkollektivverträge von AUA und Tyrolean endlich ad acta gelegt werden könnte, soll vor der Sonderaufsichtsratssitzung am 7.Oktober stehen.

„Die Airline-Spitze hat angekündigt, dass sie dem Aufsichtsrat Alternativen vorlegen wird, falls es keine Einigung gibt. Deshalb wollen wir bis dahin eine Verhandlungslösung schaffen“, sagt Bordbetriebsratschef Karl Minhard der „Presse“. Und er schlägt angesichts der wenig rosigen Szenarien versöhnliche Töne an. „Uns ist bewusst, dass die AUA noch nicht saniert ist. Deshalb unterstützen wir einen Kompromiss.“ Eines müsse aber klar sein: „Über die Rechtsfrage müssen wir nicht mehr diskutieren.“

Der EuGH hat vergangene Woche in einem richtungsweisenden Urteil festgestellt, dass der vom AUA-Management 2012 aufgekündigte Bord-KV nachwirkt. Nun ist zwar in dieser Frage – und auch im Streit, ob der Betriebsübergang rechtens ist, noch der Oberste Gerichtshof (OGH) am Wort. Schon jetzt ist aber klar, dass die Piloten und Flugbegleiter der AUA ein Recht auf Nachzahlungen haben, die die Fluglinie Millionen kosten.

Millionenschwere Ansprüche

Die Höhe wollte Minhard, der am Mittwoch in einer Betriebsversammlung rund 750 Kollegen über das EuGH-Urteil und die weitere Vorgangsweise informiert hat, nicht beziffern. Er deutete jedoch an, dass es zwischen der Abgeltung vergangener Ansprüche und dem künftigen Gehaltsschema einen Zusammenhang gebe.

Von den 1900 Mitarbeitern der AUA haben rund 1000 den alten, für die Fluglinie besonders kostspieligen KV. Er sieht unter anderem für Piloten bis zu 39 Monatsgehälter Abfertigung vor. Außerdem enthalten die alten Verträge eine leistungsorientierte Betriebspension von bis zu 60 Prozent des Letztgehaltes. Die Überführung in eine beitragsorientierte Pension – und die damit verbundenen Abschlagszahlungen – bilden seit jeher einen der Knackpunkte in den Verhandlungen.

Die restlichen 900 Piloten und Flugbegleiter stammen von der einstigen Lauda Air und haben einen sogenannten KV-neu. Für die 800 Bordbeschäftigten der Tyrolean gilt wiederum ein anderer KV. Nach dem Betriebsübergang wurden 250 Crew-Mitglieder neu aufgenommen – für sie gelten Einzelverträge nach Unternehmensrichtlinien, die weitgehend den Tyrolean-Regeln entsprechen. Der neue KV soll für alle gelten.

AUF EINEN BLICK

Mit einem neuen Kollektivvertrag für das gesamte Bordpersonal der AUA wäre der schwelende Rechtsstreit zwischen Management und Arbeitnehmervertretung beigelegt. Scheitern die Verhandlungen, drohen der defizitären AUA Schrumpfungsszenarien. Deshalb wird jetzt mit Nachdruck verhandelt, um vor der Sonderaufsichtsratssitzung am 7. Oktober eine Lösung zu erzielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2014)

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