Australien: Polizei verhindert IS-Anschlag - 15 Festnahmen

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800 Polizisten waren im Einsatz. Ein Beschuldigter soll inszenierte "Tötungen" angeordnet haben. Macheten und Kampfanzüge wurde sichergestellt.

Die australischen Behörden haben nach Regierungsangaben die Entführung und Enthauptung willkürlich ausgewählter Bürger durch Anhänger der Extremistengruppe IS verhindert. An der größten Anti-Terror-Operation in der Geschichte des Landes waren mehr als 800 Polizisten beteiligt. Bei den Raazzien in in Wohn- und Geschäftshäusern Sydney und Brisbane wurden mindestens 15 Personen festgenommen.

Geheimdienstinformationen zufolge habe der Islamische Staat (IS) Sympathisanten in Australien zu "demonstrativen Tötungen" aufgefordert, sagte Ministerpräsident Tony Abbott am Donnerstag in Sydney. Die Opfer sollten auf offener Straße etwa in Sydney entführt werden. Die Leichen hätten die Täter dann in die Flagge der im Irak und in Syrien aktiven Terrormiliz hüllen wollen, meldete der Nachrichtendienst Fairfax News. Anschließend sei die Veröffentlichung von Videos der Gräueltaten geplant gewesen.

800 Polizisten bei Großeinsatz

Die meisten seien afghanischer Abstammung, hieß es. Ein 22-Jähriger wurde vor Gericht wegen geplanter Terroranschläge angeklagt. Der Mann habe einen Anschlag geplant, der "die Gesellschaft schockieren, entsetzen und verängstigen" sollte, sagte Staatsanwalt Michael Allnutt.

800 Polizisten waren nach Angaben der Bundespolizei an den Razzien in Sydney und in Brisbane beteiligt. Nach Medienberichten wurden Macheten, Gesichtsmasken und Kampfanzüge sichergestellt.

15 Menschen wurden bei dem Großeinsatz festgenommen.
15 Menschen wurden bei dem Großeinsatz festgenommen.(c) REUTERS (HANDOUT)

"Ich fürchte, es gibt Gruppen in diesem Land, die uns, obwohl sie hier den australischen Lebensstil genießen, Böses wollen", sagte Regierungschef Tony Abbott. "Wie allen Australiern dreht sich mir der Magen um, wenn ich daran denke, dass Bilder (von Gräueltaten), die wir nur aus anderen Teilen der Welt kennen, auch auf unseren Straßen passieren könnten", meinte Oppositionsführer Bill Shorten.

"Alle Aktionen sind vereitelt worden"

Aus Angst vor Übergriffen auf die muslimische Bevölkerung rief der zuständige Polizeichef Andrew Scipione die Menschen zur Ruhe auf. "Wir sollten dies nicht aufbauschen - alle Aktionen, die in Planung gewesen sein könnten, sind vereitelt worden."

Die Anschläge seien bereits konkret geplant gewesen, sagte Abbott. Der 22-Jährige soll diese Woche per Telefon Instruktionen von einem ranghohen australischen IS-Mitglied erhalten haben. Der Mann blieb in Gewahrsam und soll am 13. November wieder vor Gericht erscheinen.

Viele der Festgenommenen standen offenbar seit geraumer Zeit unter Beobachtung. Einige wollten nach Syrien oder in den Irak reisen, um für die Terrormiliz zu kämpfen, doch seien ihnen die Pässe verweigert worden, sagte der Antiterrorexperte Clive Williams im Fernsehen. Die Regierung schätzt, dass sich 60 Australier Extremisten in Syrien und im Irak angeschlossen haben. Weitere 100 in Australien gelten als radikale Sympathisanten.

Terrorwarnstufe auf "hoch" gesetzt

Die Behörden hatten die Terrorwarnstufe vergangenen Freitag von der mittleren Stufe auf "hoch" gesetzt. Kurz zuvor wurden in Brisbane zwei Männer festgenommen und wegen Rekrutierung für eine Terrororganisation im Syrien angeklagt. Die Millionenstadt an der Ostküste ist im November Gastgeber des G-20-Gipfels mit den Staats- und Regierungschefs der größten Industrieländer.

Abbott verabschiedete am Donnerstag in Darwin 600 Soldaten, die den Kampf gegen die Extremisten unterstützen sollen. Sie flogen zunächst in die Vereinigten Arabischen Emirate.

(APA/AFP)

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