Zwei der Protagonisten des neuen Films von Ulrich Seidl sind ÖVP-Gemeinderäte. Sie sangen Lieder unter einem Hitler-Porträt.
Zwei Männer, die in Ulrich Seidls neuem Film „Im Keller“ in einem Haus im Burgenland unter Hitler-Bildern und Hakenkreuzfahnen feiern, sind ÖVP-Gemeinderäte. Das meldete der TV-Sender „Puls 4“ am Donnerstag. In der Dokumentation sind fünf Musikfreunde in der burgenländischen Gemeinde Marz zu sehen, die vor einem Porträt von Adolf Hitler und in einem Raum voll mit Gegenständen, Uniformen und Fahnen aus der NS-Zeit Lieder singen. Ihr Bürgermeister Gerald Hüller verweist so wie andere Gemeindemitglieder auf die Sammlerleidenschaft seines Gemeinderats „Herrn O“ hin. Auch dieser selbst betont, dass es ihm nur um das Sammeln von diesen Gegenständen gegangen sei. Dies habe nichts mit Wiederbetätigung zu tun. Der zweite Gemeinderat wollte vorerst nicht Stellung nehmen.
ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel forderte in einer Aussendung die Rücktritte der beiden. Auch Landesparteiobmann Franz Steindl verlangte Konsequenzen. „Rechtsextremes Gedankengut hat in der ÖVP nichts verloren“, erklärte Blümel. „Der Nationalsozialismus ist eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte und darf nicht verharmlost werden. Darum ist für uns als Österreichische Volkspartei klar, dass der Rücktritt der beiden burgenländischen Gemeinderäte, die im Ulrich Seidl-Film ,Im Keller' zu sehen sind, aus ihren politischen Ämtern umgehend zu erfolgen hat.“ Es sei ihm unbegreiflich, wie jemand so wenig Geschichtsbewusstsein an den Tag legen könne.
Landesparteiobmann Steindl distanzierte sich Donnerstagabend in einem Interview mit ORF-Burgenland von den beiden ÖVP-Gemeinderäten und kündigte entsprechende Konsequenzen an. „Wenn es sich um nationalsozialistische Wiederbetätigung handelt, dann müssen Konsequenzen gezogen werden. Die Verantwortung liegt jetzt einmal beim zuständigen Ortsparteiobmann, der ist ja für das dementsprechend in der Gemeinde verantwortlich. Aber für mich ist das ganz klar: Wenn es sich um Wiederbetätigung handelt, dann sind Konsequenzen zu ziehen“, so Steindl.
Die Premiere des Films fand am Donnerstag in Wien im Rahmen des „/slash Filmfestivals“ statt.
(APA)