Der Premier hatte nach seiner Abstimmungs-Niederlage den Rücktritt angekündigt, hält ein Referendum aber plötzlich für gar nicht mehr so wichtig.
Noch vor kurzem war es für Premier Alex Salmond sozusagen der Königsweg: Per Referendum Schottland vom Vereinigten Königreich zu trennen. Nach der Niederlage beim Referendum vom 18. September (55,3 Prozent der Schotten sprachen sich gegen eine Abspaltung aus), bleibt der scheidende Premier Salmond zwar bei seinem Ziel der Unabhängigkeit, hält ein Referendum aber auf einmal für gar nicht mehr so wichtig. Es gebe schließlich "viele Wege" zur Unabhängigkeit, diese könne auch ohne Referendum erreicht werden.
Eine Variante sei etwa, erst die Übertragung von weiteren Kompetenzen durch die Londoner Zentralregierung abzuwarten, und sich dann einseitig für unabhängig erklären. So seien schließlich viele Staaten vorgegangen. Wer allerdings eine solche einseitig verkündete Unabhängigkeit anerkennen sollte, sagte Salmond nicht.
Salmond: Ältere verhinderten Fortschritt
Immerhin habe am vergangenen Donnerstag eine Mehrheit der Unter-55-Jährigen für die Abspaltung gestimmt, sagte der 59-jährige Premier, der die älteren Schotten für ihr Abstimmungsverhalten als fortschrittsfeindlich kritisierte: "Ich glaube, die Schotten meiner Generation und älter sollten sich wirklich in den Spiegel schauen und fragen, ob wir nicht in Wirklichkeit den Fortschritt der nächsten Generation verhindert haben, und das sollte keine Generation tun." Es sei ziemlich klar, wohin die Reise gehe, man diskutiere jetzt nur noch über den Zeitplan und die Methode.
Katalonien: Dekret über Referendum
Salmonds katalanischer Kollege Artur Mas kündigte derweil ein baldiges Dekret über ein eigenes Referendum am 9. November an. Wenn die spanische Zentralregierung das Referendum vor dem Verfassungsgericht anfechte, lasse man sich dadurch nicht abschrecken: Immerhin seien die katalanischen Institutionen älter als die spanische Verfassung. Nur wenige Stunden nach der Niederlage der Unabhängigkeitsbewegung in Schottland hatte das katalanische Parlament am Freitag ein Gesetz zur Anberaumung der Abstimmung mit einer Mehrheit von knapp 80 Prozent der Abgeordneten angenommen.
(APA)