Familiensynode: Widerstand gegen Franziskus

Der Papst bekommt nicht nur Applaus von seinen Bischöfen und Kardinälen.
Der Papst bekommt nicht nur Applaus von seinen Bischöfen und Kardinälen.(c) APA/EPA/OSSERVATORE ROMANO / HAN
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Vor Beginn von Familiensynode sorgt der Kurs des Papstes in Sachen Missbrauch und Wiederverheiratete für Unmut in Teilen der Kurie.

Vor der am kommenden Sonntag beginnenden Sondersynode über Familienseelsorge bekommt Papst Franziskus starken Gegenwind zu spüren. Seine Offenheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und sein harter Kurs im Kampf gegen Kindesmissbrauch sorgt für Unmut in konservativen Kreisen der Kurie.

Die Verhaftung des früheren vatikanischen Botschafters in der Dominikanischen Republik, Jozef Wesolowski, wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und die Absetzung eines belasteten Kirchenoberen in Paraguay, der einen der Pädophilie verdächtigten Priester gedeckt haben soll, bezeugen, dass Franziskus seine energische Gangart bei Vorwürfen von Sexualdelikten gegen Repräsentanten der römisch-katholischen Kirche fortsetzen will. Dies löst jedoch Unmut in erzkonservativen Kurienkreisen aus, die mit Missbilligung Franziskus' Kurs beobachten.

"Ein Papst, der reagiert"

"Im Vatikan gibt es interne Widerstände gegen Franziskus' Linie. Dabei handelt es sich um einen Flügel, der sich immer noch nicht die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst erklären kann und ihn jetzt in das bequeme Schema einer Polarisierung aus Konservativen und Reformern zu drängen versucht", kommentiert der Vatikan-Experte Andrea Tornielli in der Tageszeitung "La Stampa".

"Franziskus ist ein Papst, der regiert und dabei auch schmerzhafte Beschlüsse fassen kann. Er weiß mit Gerechtigkeit zu handeln, auch bei heiklen Fällen wie jenem Wesolowskis", kommentierte Pater Antonio Spadaro, Chefredakteur der Zeitschrift "La Civilta Cattolica".

Fünf Kardinäle gegen Zugeständnisse

Unmut bekommt Franziskus auch wegen seiner offenen Haltung in Bezug auf die Familie zu spüren. Fünf Kardinäle, darunter der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, der Deutsche Gerhard Ludwig Müller, haben sich gemeinsam gegen Zugeständnisse an geschiedene Katholiken ausgesprochen. "Christus verbietet unzweideutig die Scheidung sowie die Wiederheirat", heißt es im Vorwort zu einem Buch, das am Mittwoch kurz vor Beginn der Familiensynode erscheint. Der deutsche Kardinal Walter Kasper hatte daraufhin vor einem "theologischen Krieg" um katholische Geschiedene gewarnt. Noch am vergangenen Sonntag traute der Papst bei einer Gruppenhochzeit im Petersdom auch Paare, die zuvor in "wilder Ehe" gelebt und vor der Ehe Kinder hatten.

Dem Papst ist bewusst, welches Unbehagen die offizielle Lehre unter Katholiken auslöst. Vielen Menschen ist unverständlich, weshalb wiederverheirateten Geschiedenen die Kommunion verweigert wird. Zwar hält auch der Papst daran fest, dass die Ehe zwischen Mann und Frau Grundlage der Familie ist. Doch wie es dem Argentinier eigen ist, hat er auch in dieser Frage klar gemacht, dass man Offenheit bewahren müsse. "Der Papst will, dass man gemeinsam den Weg des Glaubens beschreitet und auch anderen Erfahrungen offen sein kann", meint Spadaro.

(APA)

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