Nurzurinfoisierung

Im Herbst wird ja gern gebastelt.

Wer allerdings nicht Kürbisse zerschneiden, Kastanien durchbohren oder Tannenzapfen mit Zweigen zusammenschnüren will, kann ja mit ein paar Wörtern spielen. Zum Beispiel könnte man aus dem Buchstabensäckchen die Zutaten für „indem“ hervorkramen. Und sich darüber Gedanken machen, ob ein Leerzeichen mitten im Wort zu einer Bedeutungsveränderung führt. Ja, tut es, auch wenn in vielen aktuellen Texten „indem“ und „in dem“ so willkürlich gesetzt werden, als hätte man per Münzwurf darüber entschieden. „In dem“ leitet einen Relativsatz ein – und könnte auch durch „in welchem“ ersetzt werden. Ein Satz, in dem „indem“ steht, dreht sich hingegen um die Art und Weise, wie etwas geschieht. Es ließe sich also auch mit „dadurch, dass“ erklären. Dass das mittlerweile ähnlich schlampig gehandhabt wird wie „das“ und „dass“, mag auch daran liegen, dass eben zu wenig mit Sprache gebastelt wird.

Der zweite Griff in das Säckchen mit den Buchstaben könnte ja die Kombination „nur“ hervorbringen. Das lässt sich etwa im Sinne von ausschließlich, lediglich, bloß, aber, allerdings, doch oder jedoch anwenden. In der alltäglichen Kommunikation kommt es hauptsächlich zum Einsatz, wenn jemand beschwichtigt werden soll, den man gerade unterbricht oder stört. „Nur ganz kurz“ ist die dazugehörige Killerphrase, über die man dann während der ganz und gar nicht kurzen Störung ziemlich lange sinnieren kann. Und dann gibt es auch noch jene Zeitgenossen, die jedes Gespräch mit „nur zur Info“ einleiten. Was ja legitim wäre, wenn gesagt werden soll: Du musst nichts tun, aber ich erzähle dir jetzt etwas. Doch mittlerweile scheint „nur zur Info“ fast schon die Funktion des „grüß Gott“ übernommen zu haben. Ja, offenbar haben wir es mit einer schleichenden Nurzurinfoisierung der deutschen Sprache zu tun.

Damit genug gebastelt für heute. Und das Lamentieren über die sprachliche Verrohung in dem (nicht indem) Text bitte nicht persönlich zu nehmen. War ja nur zur Info.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2014)

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