USA: Chefin des Secret Service muss gehen

Julia Pierson
Julia Pierson REUTERS
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Julia Pierson übernimmt die "volle Verantwortung" für die jüngsten Sicherheitspannen im Weißen Haus.

Washington. Nur eineinhalb Jahre nachdem Barack Obama Julia Pierson zu seiner obersten Personenschützerin gemacht hat, ist sie an der Spitze des Secret Service schon wieder Geschichte. „Ich denke, es ist im besten Interesse des Secret Service und der amerikanischen Öffentlichkeit, dass ich zurücktrete“, sagte die Behördenleiterin am späten Mittwochabend.

Ihr Rücktritt folgt einer Serie an schweren Fehlern des Secret Service. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass ein wegen Körperverletzung vorbestrafter und bewaffneter Mann zusammen mit Barack Obama im Aufzug unterwegs war. Es war nicht das einzige Versagen ihres Dienstes, für das sich Julia Pierson zuletzt bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus rechtfertigen musste. Wie berichtet war am 19. September ein geisteskranker US-Armeeveteran über den Zaun des Weißen Hauses gesprungen und erst im Inneren gestoppt worden. Er trug ein Taschenmesser bei sich; in seinem Auto fand die Polizei rund 800 Schuss Munition, zwei Schrotflinten und eine Pistole. Pierson erklärte, dafür die „volle Verantwortung“ zu übernehmen.

„Bodyguard“ und Realität

Das öffentliche Bild des Secret Service ist von Hollywoodfilmen wie „Bodyguard“ verfälscht, der Alltag dieser Sonderpolizeibehörde hat nichts mit James-Bond-Romantik zu tun. Die rund 6600 Beamten des 1865 gegründeten Dienstes sind hauptsächlich mit der Bewachung staatlicher Gebäude und der Verfolgung von Geldfälschern betraut; Letzteres war ihr ursprünglicher Zweck. Erst nach dem tödlichen Anschlag auf Präsident William McKinley im Jahr 1901 wurde der Dienst auch mit dem Personenschutz beauftragt.

Die jüngsten Sicherheitsprobleme rund um das Weiße Haus sind bedenklich, sie verblassen aber im Vergleich zu früheren Vorfällen. 1974 stahl ein US-Soldat einen Hubschrauber und landete diesen erst auf dem Rasen der Residenz, nachdem Secret-Service-Beamte auf ihn geschossen hatten. Am Weihnachtstag desselben Jahres durchbrach ein Geistesgestörter, der sich als Messias bezeichnete, mit seinem Auto ein Tor und fuhr bis zum Haupteingang; erst nach stundenlangen Verhandlungen ergab er sich. 1994 krachte ein Pilot, der sich mit Crack-Kokain betäubt hatte, mit einer gestohlenen Cessna in die Südfassade des Hauses.

(go/ag)

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