Neues Netzwerk von Unfallchirurgen

Operationssaal - Operating theatre
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Krankenhäuser aus Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark kooperieren nun bei der Behandlung von schwer und mehrfach verletzten Patienten.

Salzburg. Während auf Bundesebene über Reformen und Kooperationen im Gesundheitssystem nur geredet wird, machen Spitäler in Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark vor, wie die Zusammenarbeit zwischen regionalen und überregionalen Krankenhäusern bei der Versorgung von Patienten institutionalisiert werden kann. Konkret geht es um die Behandlung von schwer und mehrfach verletzten Menschen, um Patienten mit einem Polytrauma. Um diese schnell behandeln zu können, wurde das Traumanetzwerk Salzburg ins Leben gerufen.

Heute, Freitag, wird dem Netzwerk bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Unfallchirurgie in Salzburg das Zertifizierungsdekret überreicht und damit der Startschuss für die Kooperation gegeben. „Bei schwer verletzten Menschen zählt jede Sekunde“, erklärt Netzwerksprecher Andreas Hartmann im Gespräch mit der „Presse“, warum die institutionalisierte, flächendeckende Zusammenarbeit von Spitälern so wichtig ist.

Das Netzwerk gewährleistet, dass ein Traumapatient auf schnellstem Weg in jenes Krankenhaus kommt, wo er am besten versorgt werden kann. An dem Netzwerk nehmen acht Spitäler mit unfallchirurgischen Abteilungen teil. Die Universitätsklinik für Unfallchirurgie in Salzburg und das Unfallkrankenhaus Salzburg als überregionale Einheiten. Die Krankenhäuser Braunau und Schwarzach als regionale und die Krankenhäuser von Zell am See, Schladming, Tamsweg und künftig auch Mittersill als lokale Spitäler. Innerhalb des Netzwerks ist genau festgelegt, bei welchen Verletzungsmustern welche Einheit zuständig ist. „Es gibt nicht nur eine Übernahmeverpflichtung innerhalb des Netzwerks, sondern auch die Verpflichtung, einen Patienten zu schicken“, bringt es Hartmann auf den Punkt.

Erfahrungen in Deutschland

Damit wird ausgeschlossen, dass ein Schwerverletzter mit dem Argument, keinen Platz zu haben, von Krankenhaus zu Krankenhaus weitergereicht wird. Auch der Notarzt kann schon gezielt zuweisen. In einem nächsten Schritt soll die Position eines Traumakoordinators geschaffen werden, der weiß, wo welche Ressourcen zur Verfügung stehen.

Die Zusammenarbeit ist vielfältig: So kann ein lokales Spital die Daten eines Verletzten elektronisch an die Kollegen in der überregionalen Unfallchirurgie schicken, während der Patient noch dorthin transportiert wird. „Das verbessert die Vorbereitung und spart wichtige Zeit für die Behandlung“, erläutert Hartmann.

Die Unfallchirurgie an den Salzburger Landeskliniken hat damit seit 2002 Erfahrung. Sie war bisher Teil des von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ins Leben gerufenen Traumanetzwerks Oberbayern/München Süd und ergriff dann die Initiative, so ein Netzwerk auch in Österreich zu etablieren. Die Erfahrungen in Deutschland sind gut. Seit der Einführung einer standardisierten Leitlinie zur Polytraumabehandlung konnte die Sterberate der schwer verletzten Patienten, die lebend das Krankenhaus erreichten, signifikant gesenkt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2014)


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