Lehargasse 7: An die Arbeit nach der Party

In der früheren Telefonzentrale in der Lehargasse 7 soll es bald wieder klingeln. Der denkmalgeschützte Bau wird generalsaniert und modern als Bürohaus adaptiert.

Die Verstärker sind abgedreht, die Künstler ausgezogen, die Bauarbeiter rücken an. Das große, leer stehende Bürohaus in der Lehargasse Nummer 7 im 6. Wiener Gemeindebezirk wird in den nächsten eineinhalb Jahren zu einem Objekt namens Telegraph 7 transformiert. Sprich: Das Gebäude wird generalsaniert, das Dachgeschoß ausgebaut – und nicht, wie man in solchem Fällen vielleicht erwarten würde, für Luxuswohnungen, sondern explizit für Büros adaptiert.

Es hat ausgeklingelt

Die ursprüngliche Funktion des Gebäudes ist heute noch ablesbar: Es diente der k. u. k. Post- und Telegrafendirektion als Telefonzentrale, später beherbergte es Einrichtungen von A1, von denen einige noch im Erdgeschoß verbleiben werden. Sonst kann man sich die Schaltkästen und das Stimmengewirr nur mehr denken.
Geplant wurde dieser späthistoristische Bau von Eugen Fassbender (den Friedrich Achleitner für den besseren Städteplaner als Architekten hielt). Das Gebäude mit Innenhof und zwei seitlichen Treppenhäusern erweist sich mit seinen groß dimensionierten Räumlichkeiten vor allem für gewerbliche Zwecke geeignet. Telegraph 7 ist das erste Büroobjekt, das JP Immobilien entwickeln. Sonst ist der Developer im gehobenen Wohn- und auch im Hotelkontext tätig, doch an der ursprünglichen Nutzung wollte Daniel Jelitzka nicht rütteln. Nicht zuletzt plant sein Unternehmen, dort selbst rund 1000 Quadratmeter zu beziehen – weit muss Jelitzka nicht übersiedeln, sein Büro residiert nur ein Haus weiter. Geplant ist ein starkes Branding, eben als Telegraph 7, man wolle die Individualisten ansprechen, „denen der schicke erste Bezirk zu teuer ist“ und die das kreative Umfeld zwischen Naschmarkt, Gumpendorfer und Mariahilfer Straße suchen. Nur zur Dimension: In dem Doppeltrakt befinden sich in nächster Nähe zur Inneren Stadt an die 5700 Quadratmeter Nutzfläche. „Wir sind dann in der Lage, bis zu 3500 Quadratmeter zusammenhängende Fläche anzubieten, davon 1000 Quadratmeter auf einer Ebene“, so Jelitzka.


Große Pilaster gliedern die Fassade. Drinnen führen eindrucksvolle Treppenspindeln fünf Geschoße hinauf. Im Vestibül sieht man noch ein Medaillon mit dem Porträt von Kaiser Franz Joseph I., die Decken in den Gängen tragen hübsche Malereien mit Blumendekor. Imposant aber sind vor allem die Säle, die an die 30 Meter lang und zwölf Meter breit sind. Der höchste von allen misst acht Meter.
Zuletzt durften hier Künstler mit Werkstätten die Räumlichkeiten zwischennutzen. In einem großen Saal weit oben legten immer wieder DJs auf, der Club hieß bezeichnenderweise „Oben“, man musste wissen, wann hier etwas stattfand. Beauftragt für den Umbau sind die Architekten von BEHF, die vor Kurzem mit dem „Real Estate Brand Award Österreich 2013“ ausgezeichnet wurden. Mit einem Bauende und einer ersten Vermietung der modernen Flächen im historischen Ambiente rechnet Jelitzka im ersten Quartal 2016. Und in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt plant man, den „alten Glanz in allen Details“ wiederherzustellen.

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