Wie angelt man sich einen Investor?

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Wie schafft man es, einen Venture-Capital-Fonds für sich zu begeistern? Die Start-ups Shpock und Crate geben Antworten. Und wie riskant ist es, als Privatperson in einen solchen Fonds zu investieren?

Finanzierungsrunden gehören mit zu den nervenaufreibendsten Dingen eines Start-up-Lebens. Und es gilt: Je fortgeschrittener ein Start-up ist, umso schwieriger wird es. Weil es dann, wenn man die Pre-Seed-Phase (in der man sein Produkt marktreif macht) und die Seedphase (in der man erste Erfahrungen auf dem Markt sammelt) gut über die Bühne gebracht hat, um deutlich mehr Geld geht: „In der Regel ist Seed sechsstellig, Series A siebenstellig“, sagt Katharina Klausberger von der Flohmarkt-App Shpock, die vergangenes Jahr eine Series-A-Runde erfolgreich abgeschlossen hat.

Ein Start-up ist dann Series-A-fähig, kommt also für einen Venture-Capital-Fonds in Betracht, wenn es mit seinem Produkt auf dem Markt ist, Nachfrage danach erwiesenermaßen besteht und man damit entweder erste Umsätze generiert oder ein gutes Nutzerwachstum hat, wie es bei Shpock der Fall ist. Doch wie laufen solche Verhandlungen in der Regel ab? „Bevor man einen Investor überzeugen kann, will der sehr viel wissen, Einblick in Details, tausende Analysen und Reportings. Er möchte das Gesamtbild verstehen“, sagt Klausberger.

Ein Faktor, um überhaupt das Interesse eines Risikokapitalgebers zu wecken, ist ein überzeugendes Gründerteam, am besten mit jemandem an Bord, der schon einmal ein Start-up erfolgreich aufgebaut und zum Exit geführt hat. Ein solches Team hat Crate. Gründer Christian Lutz, der selbst zum Beispiel Fatfoogoo, einen Bezahldienst für virtuelle Währungen, mitgründete und 2010 zum erfolgreichen Exit führte. Crate-Ko-Gründer Jodok Batlock war zuvor CTO bei StudiVZ. Alle im Team haben Erfahrungen mit großen Datenmengen.


Zwei Riesen an Bord. Das Produkt von Crate ist ein sogenannter „elastic datastore“, der speziell für Apps entwickelt wurde und es jedem Unternehmen ermöglicht, auf einfache Weise große Datenmengen zu handhaben. „Heute trifft das ja schon auf jedes Dreimann-Start-up zu, das mit Orts-, Gesundheits- oder Fitnessdaten arbeitet“, sagt Lutz, da brauche es benutzerfreundliche Lösungen. Crate hat es als erstes österreichisches Start-up geschafft, gleich zwei internationale Venture-Capital-Fonds an Bord zu holen: DFJ Esprit und Sunstone Capital.

„Solche Kaliber investieren in erster Linie in den Track Record eines Teams. Das ist nicht vergleichbar mit schnell einmal 300.000 Euro zugesteckt bekommen. Solche Profis überlegen sich ganz genau, mit wem sie sich einlassen, weil da auch ihr Ruf auf dem Spiel steht.“ Bei einer A-Runde gebe man in der Regel noch einmal zwischen 15 und 20 Prozent der Firma ab und erhalte dafür zwischen fünf und 120 Mio. Euro. „Da gibt es keinen einfachen Schlüssel mehr, das variiert von Fall zu Fall“, sagt Lutz.

Der österreichische Venture-Capital-Fonds Speed Invest 2 kann da mit einem angepeilten Gesamtvolumen zwischen 50 und 100 Mio. Euro nur in der unteren Skala des Spektrums mitspielen – und wäre damit schon der größte private Risikokapitalgeber des Landes. Dass internationale, zig Milliarden Euro schwere VC-Fonds wie DFJ für heimische Start-ups eine ganz andere Hebelwirkung haben als nationale Geldgeber, ist klar. „Wir brauchten in einem ersten Schritt diese Namen, die uns die Kontakte liefern, die wir brauchen, um internationales Format zu erlangen“, sagt Lutz. Jetzt, da das geglückt ist, geht Crate aber den umgekehrten Weg vieler Start-ups. Die nächste Kapitalerhöhung steht an, und diesmal ist mit Speed Invest ein österreichischer Partner an Bord.


Billige Mitarbeiter. „Da ist die Überlegung, dass wir sehr stark an den Standort glauben. Und dass wir einen Wettbewerbsvorteil sehen, wenn wir in Österreich bleiben. Ein Mitarbeiter im Silicon Valley würde uns das Fünffache kosten“, sagt Lutz. „Außerdem hat man hierzulande nicht diese Exit-Ökonomie wie im Valley. Dort kaufen hunderte Firmen pro Jahr tausende Firmen auf. Bei uns ist so ein Kauf noch bemerkenswert.“ Bei einem Exit verkaufen einer oder mehrere Anteilseigner ihre Anteile um ein Vielfaches ihres Ursprungswertes.

Zum Schluss noch ein Wechsel zur Investorenseite: Wie sieht eigentlich das Ausfallrisiko für die aus, die in einen Venture-Capital-Fonds investieren? „Es gibt ein Risiko, dass der Fonds sein Geld nicht zurückspielt, aber die Gefahr, dass das Geld weg ist, ist gleich null“, sagt Speed-Invest-Chef Holle. Durch die Streuung des Geldes auf mehrere Start-ups minimiere sich das Risiko. „In unserem jetzigen Fonds zeichnet sich das Bild ab, dass wir 20 Prozent Ausfälle haben, 30 Prozent sehr gut funktionieren und die Hälfte gut – also so, dass man mit einer positiven Rendite rauskommt.“

Mit Renditeversprechungen sei man als seriöser Venture-Capital-Fonds zurückhaltend, aber „wenn wir gut arbeiten, haben wie die Chance, das investierte Kapital zwei- bis dreimal zurückzuspielen.“ Und dann gibt es da ja noch die Hoffnung auf das Unicorn, den Überflieger, der aber fast so selten ist wie die Sichtung eines Einhorns.

Fakten

Crate. Das Start-up entwickelt Software zur einfachen Handhabung großer Datenmengen (Big Data), z.B. für Ortungs-, Gesundheits- oder Fitness-Apps.

Finanzierung. Das Start-up mit Sitz in Österreich hat sich von zwei internationalen Venture-Capital-Fonds, DFJ Esprit und Sunstone Capital, Geld geholt und sich damit international Anerkennung verschafft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2014)

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