EZB-Politik drückt auch den Franken

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Da die Schweizer Notenbank an ihrem Mindestkurs des Euro zum Franken festhalten will, sinkt der Franken zum Dollar. Für die Wirtschaft ist das kein Schaden.

Bern. Die Situation ist ungewöhnlich: Seit einigen Wochen rutscht der traditionell starke Schweizer Franken zum Dollar ab. Hintergrund sind die unterschiedlichen Geldpolitiken in der Eurozone und in den USA. Die Abschwächung des Euro gegenüber dem Dollar ziehe auch den Schweizer Franken mit nach unten, sagt Peter Rosenstreich, Chefanalyst für Währungen bei der Onlinebank Swissquote. Der Grund dafür sei die Wechselkursuntergrenze für den Euro. Diese hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei 1,20 Franken festgelegt.

Die Tendenz des gegenüber dem Dollar nachgebenden Franken dürfte sich laut Rosenstreich in den nächsten zwölf Monaten bis zu einem Eins-zu-eins-Verhältnis der beiden Währungen fortsetzen. Während der Dollar Ende August 0,88 Franken wert war, waren es Ende voriger Woche schon 0,97.

Da das Wirtschaftswachstum in den USA wieder an Fahrt aufgenommen hat, kündigte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) das Ende ihrer Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur per Ende Oktober an. Zudem rechnen die Analysten mit einer Zinserhöhung Mitte des nächsten Jahres.

Genau umgekehrt gestaltet sich die Situation unterdessen in der Eurozone: Die Erholung lässt auf sich warten, die Wachstumsindikatoren geben nach. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins deswegen auf ein historisch tiefes Niveau von 0,05 Prozent gesenkt und plant im Oktober weitere Aufkäufe von Wertpapieren. Am Sonntag war der Euro 1,25 Dollar wert, im Mai waren es noch 1,40 Dollar gewesen. Wegen des Euro-Mindestkurses gab in der Folge auch der Schweizer Franken gegenüber dem Dollar nach.

Ölimporte dennoch billiger

Auf die Schweizer Wirtschaft dürfte sich die Abwertung gegenüber dem Dollar indes nur schwach auswirken. Bei den Importen betreffen die in Dollar getätigten Käufe hauptsächlich den Energiesektor, in welchem die fallenden Ölpreise den Kursanstieg mehr als ausgleichen. Das geht aus den Ende August veröffentlichten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung hervor. Zwölf Prozent der Schweizer Exporte fließen in den amerikanischen Markt. Die Hälfte davon machen aber Pharmaprodukte aus, die wenig anfällig für Volumenschwankungen sind.

Langfristig betrachtet– also in den vergangenen zehn Jahren– ist der Franken zum Dollar wie zum Euro tendenziell erstarkt. Das brachte vor allem die Exportindustrie in Zugzwang, wie man auch an den Lohnabschlüssen der vergangenen zehn Jahre erkennen kann: Im Schnitt verdienen die Schweizer vom Elektriker über die Lehrerin bis hin zum Automechaniker zwischen 10,4 und 12,8 Prozent mehr als 2004, wie ein Vergleich der Gesamtarbeitsverträge zeigt. Deutlich schlechter abgeschnitten haben nur die Angestellten in der Industrie, deren Lohn lediglich um 8,6 Prozent angewachsen ist. Hier sieht man den starken Franken als Grund. (sda/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2014)

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