Mit dem neuen Gehaltsschema für 3200 Piloten und Flugbegleiter, dessen Eckpunkte nun fixiert wurden, sind die drohende Schrumpfung und ein massiver Personalabbau vom Tisch.
Die Geröllhalde, die AUA-Boss Jaan Albrecht vom Herzen gefallen ist, war förmlich zu hören: Nach einem zwei Jahre dauernden Streit und heftigem Schlagabtausch mit dem Bordbetriebsrat ist in der Nacht von Montag auf Dienstag das Unmögliche doch noch gelungen: Arbeitgeber und -nehmer haben sich auf die Eckpunkte eines neuen Konzern-Kollektivvertrags (KV) für 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter geeinigt. Er tritt am 1. Dezember in Kraft.
Damit ist der Weg zu einer "AUA neu" als Qualitäts-Airline frei, sagte Albrecht am Mittwoch. Möglich ist das auch, weil Bordbetriebsrat und Gewerkschaft zugesagt haben, die anhängigen Klagen zurückzuziehen. Der Europäische Gerichtshof hatte ja kürzlich mit seinem Urteil, dass der von der AUA 2012 aufgekündigte alte Bord-KV nachwirkt, für Brisanz gesorgt.
Produktivität steigt
Die Stoßrichtung des neuen KV, dessen Details erst in den nächsten Tagen festgelegt werden, ist klar: Die Personalkosten senken und die Produktivität steigern, was die Wettbewerbsfähigkeit erhöhe, so Albrecht. Ohne Zahlen zu nennen, meinte der AUA-Chef, dass der KV-Abschluss über dem kürzlich beim Konkurrenten "Niki" liege. Innerhalb des Lufthansa-Konzerns sei man "sehr gut aufgestellt". Dass der neue Kollektivvertrag im Vergleich zum alten AUA-Gehaltsschema "mehr Arbeit für weniger Geld" bedeute, wollte Albrecht so nicht bestätigen.
Der neue KV umfasst sowohl ein neues Gehaltsschema, eine neue Pensionsregeleung, neue Arbeitszeiten und neue Karrieremodelle.
Alles heißt wieder AUA
Der Kern: Grundsätzlich wird die vor zwei Jahren als Sparmaßnahme und vom Bordbetriebsrat heftig bekämpfte zwangsweise Überführung des fliegenden Personals der AUA in die Tochter Tyrolean rückgängig gemacht. Ab 1. März 2015 wird das gesamte Bord-Personal wieder zur AUA gehören. Ob damit die Tyrolean zur Gänze Geschichte ist, wollte Albrecht nicht sagen. Daran werde noch gearbeitet, lautete die vage Antwort. Ein zweiter Schritt, so Finanzchef Heinz Lachinger, könnte die gesellschaftsrechtliche Fusion der Tyrolean in die AUA sein.
Der Knackpunkt sind nun die Abschlagszahlungen bzw. Abfertigungen, die AUA-Bordmitarbeiter als Entschädigung dafür erhalten, dass sie zwei Jahre lang weniger Geld erhalten haben als im alten AUA-KV vorgesehen. Außerdem fallen auch bei der Rückkehr in die AUA Abfertigungen an. Die Höhe wurde nicht beziffert. Die AUA hat ja bereits zu Jahresmitte dafür Rückstellungen gebildet. "Wir können das Volumen aus eigener Kraft stemmen", meinte Lachinger dazu.
Mit der nun gegebenen Rechtssicherheit könne die AUA auch ihre Zukunftspläne umsetzen, meinte Albrecht. Das umfasst die schon angekündigte Erneuerung der Mittelstreckenflotte, ein neues Europakonzept, die Anpassung des Flugnetzes und möglicherweise einen neuen Markenauftritt. Die dafür notwendige Milliarde Euro werden die AUA zum Teil über Kredite Stemmen, wie Lachinger betonte. Dazu könne man die guten Konditionen der Mutter Lufthansa nützen.