Deutsche Außenwirtschaft: "Sind in keinem Aufschwung mehr"

File photo of containers at a terminal in the harbour of Hamburg
File photo of containers at a terminal in the harbour of HamburgREUTERS
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Nach Industrieaufträgen und Produktion brachen in Deutschland auch die Exporte so kräftig ein wie seit 2009 nicht mehr.

Die Serie schlechter Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft reißt nicht ab: Nach Industrieaufträgen und Produktion brachen im August auch die Exporte so kräftig ein wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr. Sie sanken um 5,8 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Minus von 4,0 Prozent gerechnet, nachdem es im Juli noch ein Plus von 4,8 Prozent gegeben hatte. Die Importe fielen überraschend um 1,3 Prozent. "Diese Rückgänge waren auch durch die späte Lage der Sommerferien in vielen Bundesländern beeinflusst", erklärten die Statistiker.

Exporte außerhalb EU um 4,7 Prozent geschrumpft

Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 84,1 Milliarden Euro ins Ausland und damit ein Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im Juli war noch zum ersten Mal in einem Monat die 100-Milliarden-Euro-Marke übertroffen worden. Während die Geschäfte mit den EU-Ländern um 2,0 Prozent anzogen, schrumpften die mit dem Rest der Welt um 4,7 Prozent im Vergleich zum August 2013.

Nach der Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal deute sich für das dritte Quartal eine Stagnation "oder sogar noch ein negatives Vorzeichen" an. "Das wäre dann technisch gesprochen eine Rezession", sagte Treier.

Die führenden Wirtschaftsforschungsunternehmen haben nach Medienberichten ihr Wachstumsprognosen für Deutschland drastisch reduziert auf 1,3 Prozent in diesem und 1,2 Prozent im nächsten Jahr. Bisher erwarteten sie für dieses Jahr ein Plus von 1,9 Prozent und für das nächste von 2 Prozent. Das Gutachten wird offiziell an diesem Donnerstag veröffentlicht.

Wachstumsprognose gesenkt

Die führenden Institute haben nach Reuters-Informationen in ihrem Herbstgutachten die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr von 1,9 auf 1,3 Prozent gesenkt. Für 2015 werden statt 2,0 nun 1,2 Prozent vorhergesagt. Das Gutachten für die deutsche Bundesregierung soll am Vormittag offiziell vorgestellt werden. Nach Einschätzung des DIHK ist die Konjunkturerholung in Deutschland vorbei. "Wir sind in keinem Aufschwung mehr", sagte am Donnerstag Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Volker Treier, im ARD-Morgenmagazin.

Er bezeichnete 2014 als "geopolitisches Sorgenjahr" und verwies auf die Krisen in der Ukraine und dem Nahen Osten sowie die Ebola-Seuche in Westafrika. Allerdings seien die Probleme zum Teil auch hausgemacht. "Wir haben zu wenig Investitionen in Deutschland - schon seit Jahren" bemängelte er. Die Unternehmen seien verunsichert, auch weil die deutsche Politik mit ihren jüngsten Reformen "in die falsche Richtung" gegangen sei und die Wirtschaft damit belaste.

(APA/Reuters)

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