Equal Pay Day: "Kampf auf mehrere Fronten ausweiten"

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SPÖ FrauenAPA/ROLAND SCHLAGER
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Frauen verdienen um 22,7 Prozent weniger als Männer. Ministerin Heinisch-Hosek will diese Lohnschere schließen - mit Investitionen und motivierten Vätern.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) will den „Kampf um gerechte Bezahlung auf mehreren Fronten austragen“. Nach wie vor würden Frauen um 22,7 Prozent weniger verdienen als Männer, sagte sie am Donnerstag bei einer Straßenaktion der SPÖ-Frauen am Bahnhof Wien-Landstraße. Statistisch gesehen arbeiten sie damit ab dem morgigen Freitag, dem Equal Pay Day, gratis.

Als Grundlage dieser Berechnung wurden die durchschnittlichen Gehälter von Vollzeitbeschäftigten auf zwölf Monate hochgerechnet und verglichen. Im Vergleich zum Vorjahr findet der Equal Pay Day heuer um zwei Tage später statt. Damit sei ein kleiner Schritt zum Schließen der Lohnschere erreicht, betonte Heinisch-Hosek, die am Donnerstag - wie auch die übrigen roten Frauen - Krawatte trug. Als wichtigste Maßnahmen sieht die Frauenministerin Investitionen in den Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschule, Motivation von Vätern, in Karenz zu gehen sowie die Evaluierung der Einkommenstransparenz.

In den letzten Jahren seien wichtige Instrumente zum Schließen der Einkommensschere geschaffen worden, diese müssten evaluiert und weiterentwickelt werden, meinte Heinisch-Hosek. Auch die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger versprach: "Wir werden nicht aufhören, weiter Druck zu machen und den Gleichstellungsprozess voranzutreiben". Die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner machte als einen Grund für die ungleichen Karrierechancen und Einkommen aus, dass Frauen immer noch überproportional für Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege sorgen müssen.

Kreuzworträtsel: "Gewinn mit uns"

Auch die ÖGB-Frauen bedienten sich am Donnerstag dem Aktionismus: Unter dem Motto "Gewinn mit uns" zeigten sie mit einem Kreuzworträtsel auf, dass die jährliche Verbesserung der Lohnsituation der Frauen nicht dem Zufall zuzuschreiben sei. Verpflichtende betriebliche Verhandlungen für mehr Einkommensgerechtigkeit, bis der Equal Pay Day am 31.12. stattfindet, forderte Ilse Fetik, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp).

Die grüne Frauensprecherin Berivan Aslan betrachtete das Thema in einer Aussendung von einem europäischen Standpunkt. "Die Ergebnisse der letzten EU-weit durchgeführten Verdienststrukturerhebung zeigen: Vollzeit beschäftigte Frauen verdienen in der Europäischen Union im Durchschnitt um 16,4 Prozent weniger als Vollzeit beschäftigte Männer", so Aslan in einer Aussendung. Dass der Wert in Österreich noch schlechter sei, "ist einfach nur beschämend", kritisierte sie.

Gleichbehandlungssprecherin Martina Schenk vom Team Stronach fehlte in der Diskussion um die Gehaltsschere "die Berücksichtigung von unbezahlter Arbeit - etwa das Pflegen von Familienangehörigen". Gerade diese werde hauptsächlich von Frauen ausgeübt, aber in den Einkommensvergleichen kaum berücksichtigt. "Pflegearbeit, Kinderbetreuung, Hausarbeit oder Erziehung haben einen enormen volkswirtschaftlichen Wert von geschätzten drei Milliarden Euro pro Jahr", so Schenk.

(APA)

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