Der Posten des OMV-Chefs ist einer der attraktivsten Jobs in Österreichs. Inner- und außerhalb des Konzerns warten Kandidaten.
Wien. Die Details über den Abschied von OMV-Chef Gerhard Roiss werden zwar erst bei der Aufsichtsratssitzung am kommenden Dienstag festgelegt werden. Dem Vernehmen nach wird er jedoch Mitte 2015 die OMV verlassen. Damit befindet sich der Konzern nun in der ungewohnten Situation, keinen Nachfolger für den Platz an der Spitze zu haben. Die Bestellung von Roiss zum OMV-Chef wurde nämlich bereits im März 2009, zwei Jahre vor Amtsantritt, fixiert. Bis dahin war Roiss der Stellvertreter von Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer gewesen.
Auch Roiss selbst hat einen Stellvertreter– Finanzvorstand David Davies. Der Brite sitzt seit 2002 im Führungsgremium der OMV und kennt das Unternehmen somit sehr gut. Manche im Konzern, etwa bei der Arbeitnehmervertretung, sollen daher auch dafür votieren, Davies gleich zum Chef zu machen. Diese Rolle dürfte der Finanzexperte jedoch, wenn überhaupt, nur interimistisch überantwortet bekommen. Ihm fehlt es als Nicht-Österreicher am politischen Rückhalt. Diesen hatte auch der bisherige „Kronprinz“ von Roiss, der aus Holland stammende Explorationsvorstand, Jaap Huijskes, nicht. Er wurde zwar von ÖIAG-Chef Rudolf Kemler im Sommer als Nachfolger ins Spiel gebracht. Von Beobachtern wurde dies jedoch eher als Versuch gewertet, den Öl-Experten und Roiss-Vertrauten zu verhindern. Dies ist auch passiert, der Holländer gab Mitte September bekannt, per Anfang 2016 die OMV zu verlassen. Aus „persönlichen Gründen“.
Interesse an dem Job wurde zuletzt auch einigen Managern außerhalb der OMV nachgesagt – etwa Kemler selbst. Als Favorit gilt aber Post-Chef Georg Pölzl. Pölzl hat nicht nur die fachliche Eignung (Montan-Universität), sondern auch die politischen Verbindungen. So gilt der Manager zwar als ÖVP-nah, kann aber auch mit der roten Reichshälfte. Zudem ist seine Bilanz bei der Post positiv. Er hat das Unternehmen weiter modernisiert und auf stabilere Beine gestellt. Nur ein Problem hat Pölzl: Er wird bereits sehr früh als Favorit genannt.
(jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2014)