Europäische Union hat neue Flüchtlingsstrategie

Der heutige Beschluss der EU-Innenminister sieht ein Quotensystem auf freiwilliger Bais vor - und stärkere Grenzkontrollen.

Die EU-Innenminister haben mit einem Tag Verspätung ihre Strategie zum Umgang mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen in Europa angenommen. Der Beschluss fiel am Rande des EU-Justizrates in Luxemburg am Freitag einhellig, wie Diplomaten mitteilten. Die Strategie beinhaltet unter anderem eine abgestimmte Politik gegenüber Herkunfts- und Transitländern.

Außerdem sollen ankommende Flüchtlinge konsequent registriert und der Kampf gegen Schlepperbanden verstärkt werden. Zudem eröffnet die neue Strategie die Möglichkeit, über ein Quotensystem Flüchtlinge von stark belasteten Ländern auf Staaten mit weniger Asylbewerbern umzuverteilen - allerdings nur auf freiwilliger Basis.

Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere hatte die Einigung am Donnerstag bereits als "sehr großen Erfolg" bezeichnet. Verzögert wurde die Annahme, weil das schwedische Parlament der Strategie zuvor noch zustimmen musste. Dies erfolgte nun am Freitagvormittag, woraufhin der Text in Luxemburg angenommen wurde. Schweden ließ lediglich einen Satz anfügen, wonach stärker Wege zur legalen Einwanderung eröffnet werden sollten.

Durch eine vollständige Registrierung und eine Abnahme von Fingerabdrücken im Ankunftsland soll nach dem EU-Plan künftig verhindert werden, dass Flüchtlinge in andere EU-Länder weiterreisen. Dies ist derzeit vor allem bei Italien der Fall, das durch die hohe Zahl von über das Mittelmeer kommenden Migranten überfordert ist. Die Folge ist, dass viele Flüchtlinge ungehindert nach Deutschland weiterreisen und dort Asylanträge stellen.

Zu der EU-Strategie gehört auch eine Ausweitung der Grenzüberwachung. Darunter fällt die Mittelmeer-Mission "Triton" unter Führung der EU-Grenzagentur Frontex, die im November starten soll. Sie ergänzt zunächst den italienischen Seenotrettungseinsatz "Mare Nostrum", der im vergangenen Herbst nach der Flüchtlingstragödie von Lampedusa ins Leben gerufen worden war. Nachdem "Mare Nostrum" von mehreren EU-Ländern als Anreiz für Flüchtlinge gesehen wurde, nach Europa zu kommen, soll der nationale Einsatz nach dem EU-Papier nun "rasch beendet werden".

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Europa

(Zu) Wenig Geld für Flüchtlingsaktion

Die Grenzüberwachungsmission der EU im Mittelmeer soll Mare Nostrum entlasten, aber nur ein Drittel kosten. Österreich beteiligt sich personell, Großbritannien gar nicht.
People fleeing the unrest in Tunisia transfer onto the Italian Navy´s amphibious transport dock MM San Marco, off the southern Italian island of Lampedusa
Welt

Flüchtlingswelle: Wie das Mittelmeer zur Todeszone wurde

Neue Zahlen belegen das ganze Ausmaß der humanitären Katastrophe vor den Toren Europas. Allein heuer ertranken mehr als 2500 Bootsflüchtlinge. Und die Lage könnte sich schon bald weiter zuspitzen.
Europa

Gemeinsame Grenzen, gemeinsamer Grenzschutz

Frontex. Die 2004 gegründete Agentur hilft bei der Überwachung der EU-Außengrenzen mit. Demnächst soll Frontex gemeinsam mit der italienischen Marine im Mittelmeer nach Bootsflüchtlingen Ausschau halten.
Europa

Rom fühlt sich mit Flüchtlingswelle völlig allein gelassen

Italien. Seit Beginn des Jahres sind bereits über 100.000 Boat People an den südlichen Küsten des Landes gestrandet. Die Auffanglager sind überfüllt, doch nördliche EU-Länder verweisen auf die Statistik, wonach die Hauptlast der Asylanträge immer noch bei ihnen liegt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.