Das Ministerium und die Islamische Glaubensgemeinschaft legen eine Broschüre auf und starten Anti-Jihad-Offensive.
Wien. Das für Integration zuständige Außenministerium und die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) wollen mit einer neuen Initiative strikt gegen Radikalisierung und Missbrauch des Islam vorgehen. Am Sonntagnachmittag wurde die neue Initiative von Minister Sebastian Kurz (ÖVP) und IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac bei einem Treffen in einer Wiener Pizzeria besiegelt. Als erster Schritt wird ein Folder herausgegeben, der in 205Moscheen, Schulen und islamischen Vereinen verteilt werden soll. In dem Folder stehen klare Aussagen von Muslimen gegen Krieg und Terror, die von Zitaten aus dem Koran und Aussprüchen des Propheten Mohammed belegt werden. Kurz will so ein Zeichen setzen: „Auf Basis religiöser Quellen verteidigen österreichische Muslime die Grundwerte des Islam gegen jegliche Art von Vereinnahmung. Deutlich wird das durch die Tatsache, dass die meisten Opfer der Terroristen Muslime sind.“
Weitere Maßnahmen werden vorbereitet: Dazu zählen eine Videokampagne mit Muslimen, die sich gegen den IS-Terror aussprechen („Not in Our Name“), diese soll im Oktober starten. Für November ist eine Expertentagung zum Thema Identität geplant. Außerdem soll eine Charta gegen Radikalisierung entwickelt werden, die von muslimischen Vereinen und Institutionen unterzeichnet werden soll. Extremismus und Deradikalisierung soll ebenso in der Ausbildung für Imame berücksichtigt werden. Auch sind Antiradikalisierungsworkshops geplant.
„Kurs halten“ bei Islamgesetz
„Muslimen ist es zu wenig, Extremismus und Terrorismus nur zu verurteilen. Zu den Worten müssen Taten kommen. Wenn wir als gläubige Muslime entschieden gegen die Pervertierung unserer Religion auftreten, können wir aufklären und durch religiöses Wissen eine Art Immunisierung gegen die Terrorpropaganda erreichen. Muslime selbst sind wichtige Akteure in der Bekämpfung von Extremismus“, so Sanac am Sonntag.
Zum Islamgesetz betonte Kurz: „Wir bleiben im Dialog, aber die Regierung hält Kurs. Der stets gute Dialog mit der Glaubensgemeinschaft wird fortgesetzt, wir wollen gemeinsam daran arbeiten. Aber die Regierung hält an der deutschen Darlegung der Glaubensinhalte, dem Stopp der direkten Finanzierung aus Ländern wie Saudiarabien sowie dem Verbot für ausländische Regierungsbeamte fest.“
Sanac hat zuletzt deutliche Kritik am Gesetzesentwurf geäußert. „So wie wir hier gut zusammenarbeiten, sehen wir die Chance, in der Begutachtungsphase einige Schieflagen auszugleichen. Der Gleichbehandlungsgrundsatz ist uns wichtig“, sagte er am Sonntag. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2014)