Graz: Bürogebäude erzeugt eigene Energie

Die gesamte Fassade besteht aus Photovolatik-Paneelen.
Die gesamte Fassade besteht aus Photovolatik-Paneelen.(c) Croce&Wir, Mantscha 160, 8052 Gr
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Im zweitgrößten Bürogebäude in Graz wird Nachhaltigkeit groß geschrieben: Nach einem umfassenden Umbau besteht etwa die gesamte Fassade aus Photovoltaik und das Regenwasser wird für die Toilettenspülung verwendet.

Wie bringt man Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit unter einen Hut? Diese Frage beantwortete die Energie Steiermark mit dem umfassenden Umbau ihrer Konzernzentrale in Graz. Über 600 Mitarbeiter wurden in dem zweithöchsten Büroturm untergebracht, die vorher auf vielen kleineren Standorten verteilt waren.

"Letztendlich war es eine wirtschaftliche Entscheidung, das alte Gebäude um- und auszubauen. Jetzt ersparen wir uns einiges an Betriebskosten", erklärt Facility Manager Erich Schober. Doch das Gebäude sollte sich auch in den Zeitgeist einreihen – der Umstieg auf Alternativenergien stand im Fokus: "Wir wollten Vorreiter auf diesem Gebiet sein." Und so erzeugt der Büroturm heute eigenen Sonnenstrom und sammelt Regenwasser für die Toilettenspülung.

Internationaler Niedrigenergie-Standard

Vorgefunden haben die Experten 2008 ein Gebäude aus dem Jahr 1961 mit sehr schlechter Wärmedämmung, desolaten Fenstern und einer defekten Haustechnik. "Das Haus wurde komplett entkernt und um 50 Prozent vergrößert, eine Tiefparkgarage wurde ebenfalls gebaut. Auf dem ehemaligen Parkplatz wurde ein Park angelegt", so Schober. 38 Meter über Straßenniveau wurde ein zehnter Stock aufgesetzt, wo sich heute Konferenz- und Seminarräume für die insgesamt 650 Mitarbeiter befinden.

Energieeffizienz-Maßnahmen finden sich im gesamten Gebäude: Neben einer Photovoltaik-Anlage auf Fassade und Dach und einer eigenen Warmwasser-Anlage für die Betriebsküche, wird Energie aus Erdwärmebohrungen für die Heizung im Erdgeschoss gewonnen.

Klappfassade und "intelligente" Lampen

Die Problematik eines Bürogebäudes ist die hohe innere Wärmelast durch Personen und Geräte. Viel Energie wird daher für die Kühlung verbraucht. In der E-Office gibt es auf der gesamten Fassade spezielle Klappläden, die die direkte Sonneneinstrahlung in die Räume verhindert. "Es war uns wichtig, dass die Mitarbeiter ihre Fenster selbst öffnen können. Sind sie offen, schaltet sich die Heizung oder Klimaanlage automatisch ab," so der Facility Manager, und "durch die Klappläden wird zwar die Innen-Wärme reduziert, es ist allerdings ausreichend hell. Dadurch wird wiederum Energie für Beleuchtung eingespart."

Auf Deckenbeleuchtung wurde übrigens komplett verzichtet. Jeder Mitarbeiter hat auf seinem Arbeitsplatz eine sich selbststeuernde Stehlampe, die auf die individuelle Helligkeit eingestellt werden kann – unabhängig von der Umgebungshelligkeit ist es am Arbeitsplatz immer gleich hell. "Mittels Radar 'checkt' die Lampe, ob eine Person am Arbeitsplatz sitzt. Nach zehn Minuten Abwesenheit schaltet sie sich automatisch ab. Eine deutsche Studie hat herausgefunden, dass durch diese Lampen 45 Prozent weniger Energie verbraucht wird als bei konventioneller Bürobeleuchtung," erklärt Schober.

Regenwasser in der Toilette, Sonnenstrom im Haus

Doch nicht nur wegen der Klappläden fällt die Fassade im Stadtbild auf - sie besteht komplett aus Solarpaneelen und speist, zusammen mit Paneelen am Dach, Sonnenstrom in das Netz ein. "Wir erzeugen damit jährlich 70.000 kWh", so Schober. Auf eine ausreichende Dämmung wurde auch Wert gelegt – heute dämmen 18 Zentimeter Mineralwolle das Gebäude.

Die Sonnenenergie macht sich das Haus auch für eine Warmwasser-Solaranlage nützlich. Das erwärmte Wasser wird im Kantinenbereich, der Küche und für die Mitarbeiterduschen verwendet. Eine eigene Erdwärme-Heizung heizt das Erdgeschoss sowie die Konferenz- und Seminarräume im zehnten Stock. Außerdem wird rund 80 Prozent an Wärme mittels Kreuzstromwärmetauscher in den zwölf Lüftungszentralen zurückgewonnen.

Regenwasser wird in eigenen Zisternen gesammelt, einerseits für die Löschanlage im Haus, andererseits für die Toilettenspülungen. "Heuer hat es genügend geregnet, in trockenen Jahren müssen wir etwas Trinkwasser einspeisen." Das E-Office, in das 2010 etwa 650 Mitarbeiter der Energie Steiermark eingezogen sind, ist ein Vorzeigeobjekt in Sachen Nachhaltigkeit. "Das Projekt ist bei den Mitarbeitern sehr gut angekommen, viele nehmen diese Einstellung auch in ihr privates Umfeld mit und steigen etwa für den Arbeitsweg auf öffentliche Verkehrsmittel um," freut sich Schober. Und auch dafür gibt es Förderungen – der ganzheitliche Ansatz eines nachhaltigen Umgang mit der Umwelt solle nicht beim Arbeitsplatz aufhören.

Die E-Office

Der Umbau des alten Gebäudes aus dem Jahr 1961 zur neuen Konzernzentrale der Energie Steiermark dauerte insgesamt zwei Jahre. Heute sind auf zehn Stockwerken etwa 650 Mitarbeiter untergebracht.

Im Fokus stand ein energieeffizienter Büroturm, der eigene Energie erzeugt und so umweltverträglich wie möglich ist. Dafür wurde auf das Dach und eine Fassade mit so genannten Klappläden (gegen zu starke Wärmeentwicklung im Inneren) Solarpaneele gesetzt, eine eigenen Erdwärmeheizung, eine Warmwasser-Solaranlage sowie selbstregulierende Stehlampen in das Gebäude integriert. Weiters wird das Regenwasser in Zisternen für die Toilettenspülung gesammelt.

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