Bei der OMV brauche es jetzt schnelle und klare Entscheidungen, fordert Aktionärsvertreter Rasinger. So dürften die scheidenden Vorstände nicht über Monate hinaus als „lame ducks“ an der Spitze verweilen.
Wien. Auch fünf Tage nachdem bekannt wurde, dass OMV-Chef Gerhard Roiss und wohl auch OMV-Gasvorstand Hans-Peter Floren ihren Hut nehmen müssen („Die Presse“ berichtete exklusiv), sind die Vorgänge an der Spitze des Energiekonzerns das bestimmende Thema in der heimischen Wirtschaft. Heute, Dienstag, soll der Abschied von Roiss im OMV-Aufsichtsrat offiziell gemacht und auch bereits eine Entscheidung über einen Nachfolger getroffen werden.
Es sei wichtig, dass diese Entscheidungen nun schnell und klar gemacht werden, sagt Aktionärsvertreter Wilhelm Rasinger dazu im Klub der Wirtschaftspublizisten. Wobei er seine Unzufriedenheit darüber nicht verhehlen kann, dass ein OMV-Chef, „den man seit 20 Jahren mit all seinen Vor- und Nachteilen kennt und den man erst im Vorjahr um drei Jahre verlängert hat“, nun mit Abfindungen in die Wüste geschickt werden soll. Zudem stört Rasinger, dass es bisher ja auch nur eine Entscheidung des Aufsichtsratspräsidiums dazu gebe. „Wenn die anderen Aufsichtsräte das nur abnicken, dann braut man sie ja gar nicht.“
Kemler in der „Pflicht“
Entscheidend sei nun aber in jedem Fall, dass ein Machtvakuum an der Spitze des Konzerns vermieden wird. „Ich halte überhaupt nichts davon, dass die Hälfte des Vorstandes zu ,lame ducks‘ gemacht wird“, so Rasinger zu den bisher kolportierten Plänen, wonach Floren Ende des Jahres, Roiss Mitte des kommenden Jahres und der ebenfalls früher scheidende Explorationsvorstand Jaap Huijskes Anfang 2016 die OMV verlassen sollen. Dies zu verhindern sei nun „die Pflicht des Aufsichtsratsvorsitzenden“ Rudolf Kemler.
Dieser müsse auch schnell einen passenden Nachfolger finden. Mit den bisher genannten Namen hat Rasinger dabei wenig Freude. „Wenn einer ein guter Volleyballtrainer ist, heißt das nicht, dass er auch ein guter Fußballtrainer wäre. Auch dann nicht, wenn er in seiner Jugend Fußball gespielt hat“, spielt der Aktionärsvertreter etwa auf Post-Chef Georg Pölzl an, der aufgrund seines Studiums an der Montan-Uni häufig als passender OMV-Chef genannt wurde.
Entscheidend sei vor allem, dass es ein Manager sei, der ein Unternehmen von der Komplexität der OMV auch in einer schwierigen Situation führen kann. „Die OMV braucht jetzt definitiv keine Sonnyboys und Schönwetterkapitäne an der Spitze“, so Rasinger.
Kleinerer ÖIAG-Aufsichtsrat
Veränderungen sollte es laut Rasinger aber auch bei der ÖIAG geben – und zwar beim dortigen Aufsichtsrat. Dieser sollte von derzeit 15 auf sechs Personen reduziert werden. Ein Drittel davon könne dann auch, wie von der Politik gewünscht, direkt von dieser bestellt werden. Die restlichen zwei Drittel sollten aber wie bisher vom Aufsichtsrat selbst ernannt werden.
Auch die Hereinnahme zusätzlicher Firmen müsse man im Einzelfall prüfen. „Der Verbund passt gut hinein, die Landesenergieversorger auch. Und vorübergehend vielleicht auch die Casinos Austria.“ Aber er halte nichts davon, die ÖBB in die ÖIAG zu integrieren, so Rasinger. (jaz)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2014)