Christie's versteigert Teile der Essl-Sammlung. Die Namen erfolgreicher Bieter werden geheim gehalten.
Bei einer aufsehenerregenden Auktion standen am Montagabend in London 44 Werke aus der Sammlung des Ehepaars Karlheinz und Agnes Essl in London zur Versteigerung. Von Experten des Versteigerungshauses Christie's wurde ein Erlös von 40 bis 60 Millionen Pfund (bis zu 76 Mio. Euro) erwartet. „Es handelt sich um eine der anerkanntesten und meistbewunderten Sammlungen der Gegenwartskunst in Europa“, sagte Jussi Pylkkänen, der Präsident von Christie's Europa. Zur Versteigerung kamen unter anderem Werke von Gerhard Richter, Georg Baselitz, Martin Kippenberger, Sigmar Polke und Neo Rauch. Österreich war durch jeweils ein Bild von Friedensreich Hundertwasser und Maria Lassnig vertreten. Den höchsten Schätzwert hatte Richters Gemälde „Netz“ aus dem Jahr 1985 mit sieben bis zehn Millionen Pfund. Der Deutsche war auch mit dem Triptychon „Wolken“ vertreten.
Essl: „Es tut mir leid um jedes Stück!“
Von Baselitz kam eine spektakuläre Holzskulptur mit dem Titel „Meine neue Mütze“ (2003) zur Versteigerung. In dem Werk setzt er sich ironisch mit dem Prozess des Alterns auseinander. Berühmt ist sein Akt von 1972, der in Fingerfarben und kopfüber gemalt ist. Martin Kippenberger war mit einem Gemälde „Ohne Titel“ (1992) vertreten, das sichtlich von Francis Bacon inspiriert ist.
Die Werke entstammen der in den letzten 50 Jahren zusammengetragenen Sammlung Essl, die mehr als 7000 Werke der zeitgenössischen Kunst umfasst. Der Verkauf sichert den Fortbestand der Sammlung Essl in Klosterneuburg, der durch die finanzielle Schieflage von Essls Baumax-Gruppe bedroht schien. Essl trennt sich schwer von seinen Werken. „Es tut mir um jedes einzelne Stück leid“, sagte er zuletzt in einem Interview.
Die Auktion bildete in London den Auftakt zur „Frieze“-Kunstmesse. Zeitgleich zu der Versteigerung widmete die Tate Modern dem deutschen Maler Sigmar Polke eine Sonderausstellung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2014)