Islamgesetz: Muslimische Jugend präsentiert Alternative

Symbolbild: Imame
Symbolbild: Imame(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Der Entwurf orientiert sich am Israeliten- und Protestantengesetz. Er enthält spezielle Regelungen für die Islamische Glaubensgemeinschaft.

Die Muslimische Jugend (MJÖ) hat ihren Alternativentwurf zum Islamgesetz der Regierung vorgestellt. Dieser orientiert sich am Israeliten- und Protestantengesetz und sieht Regelungen speziell für die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) in Österreich vor. Weiters verlangt die MJÖ eine eigene theologische Fakultät, den Erhalt kleiner, unabhängiger Vereine sowie ein Islam-Referat im Kultusamt.

Der Alternativentwurf zum vor allem unter den Muslime-Vertretern umstrittenen Islamgesetz sei "aufbauend auf einer sehr genauen Analyse in Zusammenarbeit mit Experten" erfolgt, schilderte Zekija Imsirpasic von der MJÖ bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Sehr gerne hätte man sich schon in den offiziellen Gesetzgebungsprozess eingebracht, bedauerte sie, zumal 57 Prozent der muslimischen Bevölkerung in Österreich unter 30 Jahre alt sei. Die fünf Eckpunkte des Alternativentwurfs will man nun den Parlamentsparteien sowie anderen politischen Vertretern vorlegen.

"Copy-Paste-Funktion konsequent angewendet"

Zum einen fordert auch die Muslimische Jugend Verfassungskonformität, die nach ihrer Meinung nicht im Regierungsentwurf gegeben sei, da dieser gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoße. "Unser Alternativentwurf beruht im Großen und Ganzen auf den Regelungen des Israeliten- und Protestantengesetzes", so Imsirpasic. "Anders als die Regierung haben wir die Copy-Paste-Funktion konsequent angewendet." Der Entwurf gehe dabei von einem "vertrauensvollen Verhältnis" zwischen Staat und Bürgern aus, wobei "im Gegensatz zum Regierungsentwurf" die Trennung von Staat und Kirche gestärkt worden sein soll.

Weiters verlangt die MJÖ explizit ein Gesetz für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) anstelle eines für die "Anhänger des Islams", da es ja etwa auch kein "Christentumsgesetz" gebe. "So wie unterschiedliche christliche Konfessionen eigene Gesetze haben, verlangen auch wir eigene Gesetze für die verschiedenen islamischen Konfessionen", so Imsirpasic.

Auch der Erhalt "unabhängiger religiöser Vereine" soll - so ein weiterer Eckpunkt des Alternativvorschlags - im Islamgesetz garantiert sein, forderte MJÖ-Vertreterin Dudu Kücükgöl. In der vorgesehenen theologischen Universitätsausbildung müsse garantiert sein, dass zukünftige Imame und Seelsorger auch von Muslimen ausgebildet werden, da diese nur dann auf "Anerkennung und Akzeptanz" der Gläubigen stoßen würden, argumentierte sie.

Verlangt wird zudem eine eigene, derzeit nicht vorgesehene Fakultät. Letzte Forderung ist ein eigenes Referat für Muslime im beim Bundeskanzleramt angesiedelten Kultusamt. Derzeit gebe es lediglich zwei - historisch gewachsene - Stellen, nämlich für Katholiken und Protestanten. Ein weiteres Referat solle sich um kleinere Bekenntnisgemeinschaften kümmern, wünscht sich die Muslimische Jugend.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Symbolbild: Minarett der Moschee in Saalfelden
Politik

Islamgesetz könnte gegen Datenschutz verstoßen

Die Datenschutzbehörde stößt sich an der vorgesehenen Kundmachungspflicht des Bundeskanzlers via Internet.
ERSTE SITZUNG 'DIALOGFORUM ISLAM': KURZ / SANAC
Österreich

Kurz und Sanac: Sonntagstreffen gegen Radikalisierung

Das Ministerium und die Islamische Glaubensgemeinschaft legen eine Broschüre auf und starten Anti-Jihad-Offensive.
KONFERENZ ´ISLAM AUF DEM BALKAN´: FISCHER
Religion

Fischer: "Die Toleranz stößt an Grenzen"

Der Bundespräsident legt sich nicht eindeutig fest, ob das neue Islamgesetz verfassungsrechtliche Probleme aufwerfen könnte.
Innenpolitik

Mikl-Leitner verteidigt Islamgesetz

Die Innenministerin weist zurück, dass der Entwurf verfassungswidrig sein könnte.
Bundespräsident Heinz Fischer
Österreich

Islamgesetz: Fischer soll "Schieflage bereinigen"

Der Gleichheitsgrundsatz werde mit dem Gesetz mehrfach verletzt, sagt Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Er sieht den Bundespräsidenten gefordert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.