Burgtheater
Reaktionen auf Bergmanns Bestellung
Kulturschaffende und Politiker zeigten sich fast einhellig erfreut über die Bestellung von Karin Bergmann. Sie gilt als Kennerin des Hauses und genießt Rückhalt im Ensemble.

„Die beste Lösung“ – mit diesen Worten reagierten am Dienstag Schauspieler, Politiker und Direktoren anderer Häuser fast einstimmig auf die Bestellung von Karin Bergmann als Burgtheater-Direktorin.
REUTERS

„Ich finde, der Kunstminister hat die beste Entscheidung getroffen“, sagte Nikolaus Bachler zur „Presse“. Er war von 1999 bis 2009 künstlerischer Leiter an der Burg, Bergmann war unter ihm Vizedirektorin. „Karin Bergmann ist ein Garant dafür, dass das Trauerspiel um die Burg endet und sich das Interesse wieder der Kunst zuwendet. Ich hoffe, dass das auch ein Signal für die Beteiligten in den Gerichtssälen ist, dass sie das Theater endlich in Frieden lassen.“
APA

„Sie hat es vermocht, nach diesen turbulenten Zeiten Ruhe in das Burgtheater zu bringen, sodass nach außen hin die künstlerischen Leistungen wieder mehr wahrgenommen werden können als die Skandale“, so Anna Badora, die jetzt das Schauspielhaus Graz und ab 2015 das Wiener Volkstheater leiten wird. Sie freue sich und sehe „mit großem Interesse einer Zusammenarbeit in Wien mit der geschätzten Kollegin entgegen“.
APA/GEORG HOCHMUTH

„Ich kenne Karin seit ich am Theater bin, also seit 1991“, sagt Andreas Beck, künstlerischer Leiter am Schauspielhaus Wien. „Sie ist nicht nur eine wunderbare Person, sondern auch eine gestandene Theaterfrau. Genau, was das Haus braucht.“
Clemens Fabry

Für Bettina Hering, die das Landestheater Niederösterreich leitet, ist Bergmann nicht nur eine ausgezeichnete, sondern „die einzige Wahl“ in der jetzigen Situation des Burgtheaters – „weil sie das Haus von der Pike kennt und einen irrsinnigen Rückhalt im Ensemble hat. Sie ist eine integre, uneitle Person, der es wirklich ums Theater geht. Jetzt hat sie die Möglichkeit, sich künstlerisch zu beweisen.“
APA/ROLAND SCHLAGER

„Mit zwei Worten ausgedrückt: A Freud!“, sagte Peter Turrini dem Magazin „News“.
APA/GERT EGGENBERGER

Elfriede Jelinek kommentierte die Bestellung Bergmanns mit einem „Sehr gut“. Man könne Bergmann jedoch nicht nur "zum Ausmisten" holen, sagte sie "News": "Man muss ihr auch Gelegenheit geben, sich künstlerisch einzuschreiben."
APA

Wenig überrascht, aber erfreut zeigte sich der Burgschauspieler Roland Koch. „Natürlich wäre es sensationeller gewesen, wenn es Hans Krankl geworden wäre“, sagte er der APA mit einem Lachen. Was er an Bergmann schätzt? „Sie weiß, dass es am Theater Dinge gibt, die nicht in Zahlen gemessen werden können. Sie weiß, dass eine ganz bestimmte Atmosphäre dieses Haus befähigt, großartige Dinge zu tun.“
APA/HERBERT NEUBAUER

Schauspieler Peter Matić freute sich, dass mit Bergmann keine Schauspielerin oder Regisseurin die Burg leiten wird, „sondern jemand, der darüber steht“.
APA/ROLAND SCHLAGER

„Sie ist eine integre Person, die das Theater über alles liebt, gesunden Hausverstand hat und die Struktur des Hauses gut kennt", sagte Peter Simonischek zum Magazin "News".
EPA

Negative Kommentare gab es von Matthias Hartmanns Anwältin Katharina Körber-Risak: "Die Berufung der Frau Bergmann überrascht uns nicht. Aufgrund der bisherigen Vorgehensweise der Politik war klar, dass nur jemand, der tief im alten System verwurzelt ist wie die Frau Bergmann, das Interesse der Politik, weitere Transparenz zu verhindern, bestmöglich erfüllen kann."
Die Presse

Ihr Mandant, der ehemalige Burgdirektor Hartmann, hat dazu "no comment". "Frau Bergmann hat in den drei Jahren, bevor ich kam, das Theater federführend geleitet und professionelle Arbeit getan", so Hartmann gegenüber dem Magazin "News". "Ich kenne Frau Bergmann aus vielen Jahren der gemeinsamen Arbeit und habe ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihr gepflegt. Ich wünsche ihr viel Glück."
HANS KLAUS TECHT / APA / picture

"Ich bin sehr glücklich. Sie ist eine sehr begabte Kollegin. Und wir sitzen im selben Boot", meinte Staatsopern-Direktor Dominique Meyer. "Wir haben dasselbe Finanzproblem. Ich hoffe, dass wir uns so schnell wie möglich treffen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten werden."
REUTERS

Erfreut zeigten sich auch (die meisten) Kulturpolitiker. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) etwa sieht in Karin Bergmann "nicht nur eine Kennerin des Hauses, sondern auch eine Integrationsfigur, die stabilisierend wirkt".
APA/HERBERT NEUBAUER

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, lobte die "nüchterne, pragmatische und letztlich kluge Entscheidung" und spricht Bergmann "die nötige Erfahrung" zu: "Sie kennt das Haus, gehört nicht zu den eitlen Selbstdarstellern, unter denen die Bundestheater zu leiden hatten, und genießt den Rückhalt des Ensembles und der Belegschaft", so Zinggl. "Ihre Ernennung wird hoffentlich dazu beitragen, das Haus finanziell zu stabilisieren, es künstlerisch neu auszurichten und den Schutt der Ära Hartmann abzutragen."
Michaela Bruckberger

Bergmann gehe "mit Ruhe, künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichem Sachverstand an ihre schwierige Aufgabe heran" und sei eine gute Wahl, das Burgtheater "wieder auf Kurs zu bringen", so ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter.
APA/HERBERT NEUBAUER

Kritisch fiel der Kommentar der FPÖ aus: Deren Kultursprecher Walter Rosenkranz vermutete eine „Notlösung“
APA/HERBERT NEUBAUER

Für Karin Bergmann selbst ist ihre Bestellung "eine große Verantwortung, aber ich weiß, dass ich so viele Partner an meiner Seite habe und so viele Ideen im Kopf, dass die Freude überwiegt". Auch sei sie "vielleicht sogar zum ersten Mal ein bisschen stolz, auch weil ich die erste Frau bin", sagte sie der APA.
REUTERS