George Clooney mag keinen Kaffee

(c) AP (Alberto Pellaschia)
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"Es geht mir wirklich schon auf die Nerven", sagte George, als wir mit einer Dose Ottakringer in der Hand am Würstelstand lehnten, "seit diesem Werbespot habe ich nirgendwo mehr meine Ruhe."

„Es geht mir wirklich schon auf die Nerven“, sagte George, als wir mit einer Dose Ottakringer in der Hand am Würstelstand lehnten, „seit diesem Werbespot habe ich nirgendwo mehr meine Ruhe.“ Wo immer er auch hinkomme, überall würden die Gastgeber sofort die Espressomaschine in der Küche anwerfen. „Dabei mag ich gar keinen Kaffee“, sagte er mit hörbarem Seufzen und nahm einen tiefen Schluck aus der Bierdose. All die anderen Dinge machen ihm ja nichts, behauptet er zumindest. Dass an sich vernünftige Frauen bei seinem Anblick wie Kinder infantil in die Hände zu klatschen beginnen, daran gewöhnt man sich. Dass Bilder von ihm auf Küchenwänden und Klotüren hängen, was soll's. Aber irgendwo hat auch die Geduld eines Weltstars Grenzen.

„Wenn sie mir wenigstens einen türkischen Kaffee machen würden“, setzte er nach, „das hat noch Stil.“ Auch den Kaffee, den er bei seinen Besuchen in Darfur bekam, schätzte er sehr. Da konnte man noch die Bohnen spüren und nicht nur eine bunte Packung aus Aluminium durch die Finger gleiten lassen.

Während er die leere Dose in der linken Hand zerknitterte, orderte er bei Goran Nachschub: „Zwei Sechzehnerhülsen“, rief er und grinste über den einzigen deutschen Satz, der ihm fast akzentfrei über die Lippen ging. Als er den Verschluss einer Dose öffnete, ging sein Grinsen langsam in einen ernsten Gesichtsausdruck über: „Und dann machen sie auch noch ein Casting, wer mit mir Kaffee trinken darf.“ Introvertiertes Kopfschütteln, ein tiefer Schluck aus der Dose. „Erich“, sagte er und drehte sich mit ernster Miene in meine Richtung, „eigentlich...“, er stockte, „eigentlich trinke ich zum Frühstück am liebsten Kakao.“ Verständnisvoll legte ich meine Hand auf seine Schulter. „Kakao“, sagte ich, „was sonst.“


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2008)

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