Murray gewinnt Finalkrimi gegen Ferrer

Andy Murray
Andy MurrayAPA/GEORG HOCHMUTH
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Andy Murray bezwang in einem packenden Endspiel um den Titel in der Wiener Stadthalle David Ferrer. Im Doppel siegte Jürgen Melzer mit Philipp Petzschner.

Dramatischer hätte das Finale der 40. Auflage des Wiener Stadthallenturniers nicht verlaufen können. Andy Murray und David Ferrer, zwei der besten Tennisspieler der Gegenwart, schenkten einander über 2:41 Stunden nichts, boten den zahlreich erschienenen Zuschauern aber zugleich viel. Das Spiel glich einer wilden Achterbahnfahrt, das Momentum wechselte hin und her, speziell im entscheidenden dritten Satz. In diesem hatte der Brite zunächst 2:0 geführt, um wenig später beim Stand von 3:5 kurz vor der Niederlage zu stehen. Doch Murray schlug nochmals zurück, gewann vier Games in Folge und durch einen 5:7-6:2-7:5-Erfolg den 30. Titel seiner Karriere. „Es fühlt sich immer großartig an, ein Turnier zu gewinnen“, sagte der Brite, der Ferrer in der vergangenen Woche in Shanghai unterlegen war.


Noch mehr als die 94.500 Euro Preisgeld dürfte sich der Wimbledon- und Olympiasieger über die 250 Weltranglistenpunkte freuen. Denn diese lassen seine Chancen auf eine Teilnahme an den ATP World Tour Finals, dem Abschlussturnier der acht besten Spieler des Jahres, deutlich steigen. Große Feierlichkeiten standen Sonntagabend nicht mehr an, es wartete ein Flugzeug Richtung Valencia. „Vielleicht gönne ich mir ein Glas Champagner“, meinte der 27-Jährige schmunzelnd, noch bevor er eine riesige Flasche bei der Siegerehrung erhielt.


Was nach dieser Turnierwoche bleibt, ist die Hoffnung, in den nächsten Jahren weiterhin Stars wie Murray oder Ferrer in Wien aufschlagen zu sehen. „Ich habe diese Woche wirklich sehr genossen. Hoffentlich kann ich wieder kommen“, bemerkte der Spanier, der wie auch Murray bereits unter der Woche nur lobende Worte über das Turnier und die Stadt verloren hatte. Mit beiden Spielern dürfte über ein Antreten 2015 verhandelt werden, ganz oben auf der Wunschliste steht allerdings ein anderer. Roger Federer soll Wien nach zwölf Jahren nochmals beehren.

Melzer schlägt Knowle

Auch ein Lokalmatador trug sich am Sonntag in die Siegerliste ein. Jürgen Melzer gewann mit Partner Philipp Petzschner in einem österreichisch-deutschen Länderkampf gegen Julian Knowle und Andre Begemann mit 7:6(6), 4:6, 10:7. Melzer ist in der 40-jährigen Geschichte des Turniers erst der dritte rot-weiß-rote Doppelsieger nach Alexander Antonitsch (1988) und Oliver Marach (2009). Der Niederösterreicher hatte seine ersten beiden Finalspiele 2006 und 2009, jeweils mit Julian Knowle, verloren. Diesmal schlug er selbigen, der Vorarlberger unterlag auch in seinem fünften Wien-Endspiel.


„Es war uns sehr wichtig, hier zu gewinnen. Wir durften nur dank einer Wildcard spielen, und am Ende halten wir die Trophäe, das ist echt geil“, sagte Melzer, den mit Petzschner nicht nur große Erfolge in Wimbledon (2010) und den US Open (2011), sondern auch eine enge Freundschaft sowie eine lange Leidensgeschichte verbinden. Beide wurden 2013 von Schulterverletzungen außer Gefecht gesetzt – Melzer sechs, Petzschner sogar neun Monate. Erst beim Turnier in Kuala Lumpur Ende September standen die beiden wieder gemeinsam auf dem Platz, in Wien fuhren sie ihren sechsten Doppeltitel ein.

„Wir haben diese Woche gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen und wieder voll in der Weltspitze mitspielen“, betonte Melzer, der in Zukunft auf weitere Erfolge hofft. Zumindest im ersten Halbjahr 2015 sei man allerdings auf Wildcards angewiesen, da Petzschner nach seiner Verletzung sogar aus den Top 700 der Doppel-Weltrangliste gefallen ist.


Der Tross übersiedelt nun nach Basel und Valencia. Dominic Thiem trifft heute Abend in der Schweiz auf seinen Kitzbühel-Bezwinger, David Goffin. Jürgen Melzer erwartet in Spanien eine noch schwierigere Aufgabe – Erstrundengegner ist Andy Murray.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2014)

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