Ursachenforschung, Privilegien und Defizite

Die derzeit geführte öffentliche Diskussion um die Donau-Uni Krems muss jeden schmerzen, der am Wohlergehen dieser Uni interessiert ist.

Da die Donau-Uni wie jede andere öffentliche Universität aus Steuern finanziert wird, ist eine öffentliche Debatte demokratiepolitisch legitim, die Diskutanten sollten aber bedenken, ob sie der Uni durch ihre Veröffentlichungen nicht mehr schaden als nützen. In diesem Kontext scheint mir der Gastkommentar von Uni-Rat Dr. Köck als verzweifelter Hilferuf noch verständlich, nicht jedoch die Gastkommentare von Prof. Kampits und vor allem von Prof. Kramer. Anstelle das von ihm und Vizerektorin Pellert erarbeitete angeblich zukunftsfähige und innovative strategische Konzept für diese Universität darzulegen lanciert Prof. Kramer pauschale Verschwörungstheorien mit Worten wie „vor Ort tätige Handlanger“ „das System der ...männerbündischen-provinziellen Gleichschaltung“, „Unglück ...aus brutaler, verständnisloser politischer Machtausübung des ,Imperiums‘“.

Dabei verdrängt offensichtlich Prof. Kramer, der mich im Jahre 2006 als Troubleshooter an die Donau-Uni in der Funktion des Uni-Direktors holte, dass die Donau-Uni Krems keine reine Landesinstitution ist, sondern sowohl de iure als auch de facto im Wesentlichen gleichgewichtig von Bund und Land getragen wird. Er macht sich die Ursachenerforschung der Krise an der Donau-Uni sehr leicht: Erstens sucht er die Schuldigen nur außerhalb der Universität und zweitens nur beim Land Niederösterreich. Wenn man unbedingt die beiden Träger der Donau-Uni kritisieren möchte, dann meiner Erfahrung nach vornehmlich deswegen, weil bei Wahrung der berechtigten Autonomie und Selbstständigkeit der Donau-Uni Krems sowohl Land als auch Bund nicht zu viel, sondern zu wenig um die Zukunft der Donau-Uni Krems besorgt sind.

Und wenn Prof. Kramer ersucht, ihn nicht zu fragen, „warum der abservierte Rektor bisher darüber in der Öffentlichkeit schwieg“, so liegt die Antwort auf der Hand: Sie würde ihm ebenso schaden wie er der Donau-Uni Krems mit seinem Gastkommentar geschadet hat.

Dr. Helmut Dorn

3400 Klosterneuburg

Unglaubliche Verhältnisse„Die Kremser Geldvernichtungs-Uni“, Brief des Tages, von Peter Kampits, 7. Juni
Wenn im „Brief des Tages“ u. a. von einem defizienten Lehrangebot im Sinne eines Kunterbunts von Kursen und Seminaren an der „Donau-Universität“ gesprochen wird, die weniger bieten würden als Fachhochschulen und das Wifi, so weiß man sich an die unglaublichen Verhältnisse am Institut für Philosophie in Wien erinnert, wo das Lehrangebot auf Kosten der historisch-systematischen Grundkenntnisse der Philosophie auf eine oberflächliche Interdisziplinarität verlagert wird, ohne mit dieser Umfunktionierung international Erfolg haben zu können, wodurch die wissenschaftliche Bedeutung dieses Instituts nicht mit seiner Größe korrelieren kann.

Wenn man schon von einer „Geldvernichtungs-Uni“ spricht, so ist man geneigt, in erster Linie an den volkshochschulnahen Betrieb am Wiener Institut für Philosophie zu denken. Die von Kampits geforderte „ernsthafte Diskussion bezüglich der Ausrichtung“ wird am Institut für Philosophie in Wien von Dekan Kampits unterbunden, wodurch es im Verhältnis zu den kleineren Philosophieseminaren im Ausland, die im Forschungs- und Lehrbereich meist eine beachtliche Reputation und Produktivität besitzen, den internationalen Forschungsbetrieb kaum mit wissenschaftlichem Nachwuchs versorgt, weil diesem häufig die Grundkenntnisse fehlen. Es gilt die alte Weisheit: Den Splitter im Auge des anderen sieht er sehr wohl, den Balken im eigenen Auge aber nicht.

Mag. Dr. Michael Höfler

Mag. Dr. Heinz Kolar

Univ.-Ass. i.R. Dr. Hermann Böhm

Sexualpädagogik fördernImmer mehr junge Frauen treiben ab, 12.Juni
Heute kann man doch über alles reden!? Mädchen und Burschen wünschen sich einen offenen Austausch über Sexualität und Verhütung. Sie suchen klare Antworten auf ihre Fragen. Eltern aber auch PädagogInnen sind damit häufig überfordert.

Sexualpädagogische Angebote müssen gestärkt werden. Sie ermöglichen einen bewussteren Umgang mit Sexualität und verringern damit die Zahl an ungewollten Schwangerschaften. Wissen über Sexualität ist eine Voraussetzung für Gesundheit. Zugang zu Informationen und die Möglichkeit, das eigene Sexualleben selbst zu bestimmen, gehören zu den reproduktiven Rechten, auf die sich die Vereinten Nationen (UN) in Menschenrechtskonferenzen geeinigt haben und die auch in der Charta der International Planned Parenthood Federation (IPPF) formuliert sind. Mit diesen Grundlagen sollte es auch österreichischen PolitikerInnen möglich sein, professionelle Sexualpädagogik zu fördern.

Dr.in Felice Gallé

Öffentlichkeitsarbeit

Frauengesundheitszentrum

8010 Graz

Aufsichtsrat blind und taub?„Das kleine Dilemma der Austrian Airlines“, Leitartikel, von Franz Schellhorn, 11. Juni
Gratuliere zu diesem Artikel! Aber war der Aufsichtsrat blind und taub, als Vagn Sörensen in erster Linie daran dachte, sein Gehalt zu verdoppeln und mit jeder neuen Destination – auch wenn sie mit nicht ausgelasteten Fliegern Verluste einflog – alle höheren Herren der AUA mit Gehaltserhöhungen bedachte? Jetzt soll der Ötsch an allem schuld sein?

Johanna Aschenbrenner-Faltl

1230 Wien

Schüssels Überzeugung„Den Stiftern das Leben erleichtern“, Gastkommentar, von Wolfgang Schüssel, 11.Juni
Der Altbundeskanzler, rhetorisch brillant wie er immer schon war, bringt mehrmals Argumente zusammen vor, die nichts miteinander zu tun haben.

Argument 1: Er rechtfertigt die enormen Steuervorteile von Stiftungen damit, dass sie gelegentlich auch einmal Gutes tun und spenden. So stifte ein Papierindustrieller Stipendien für ausländische Studierende, damit diese in Österreich studieren können. Diese gemeinnützige Tat (von ein paar tausend Euro) wird dem „großzügigen“ Stifter wohl nicht schwerfallen, belohnen wir ihn doch zuvor mit Steuervergünstigungen in Millionenhöhe für die eigene Brieftasche. Dass das nicht notwendig ist, zeigt das Beispiel Deutschland: Dort sind Stiftungen überhaupt nur dann steuerlich bevorzugt, wenn die ganze Stiftung einen gemeinnützigen Zweck hat.

Argument 2: Schüssel verquickt neue Betriebsansiedlungen mit Stiftungsprivilegien. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, ist klar: Genau gar nichts! Denn Stiftungen können ihr Vermögen (meist Unternehmen) sowohl im Inland als auch im Ausland halten. Der Vorteil, den der österreichische Staat durch Stiftungen hat, ist, dass sich einige Ausländer bei uns besteuern lassen. Der Preis dafür ist allerdings hoch: Denn die gleichen Steuervergünstigungen müssen wir unseren heimischen Superreichen ebenfalls gewähren – und das bedeutet einen riesigen Steuerausfall (ganz zu schweigen von diesem verheerenden Signal der Ungerechtigkeit gegenüber Normalverdienern). Mehrere Finanzexperten schätzen, dass dem österreichischen Staat netto damit sogar ein Minus übrig bleibt. Ganz genau weiß es allerdings keiner, denn Daten über Superreiche gibt es in Österreich schon einmal prinzipiell nicht (während der Normalbürger mit der Lupe durchleuchtet wird). Daher verwundert es gewaltig, mit welcher Überzeugung Wolfgang Schüssel behauptet: „... unser Land hat von den Stiftungen hervorragend profitiert.“

Oliver Picek
1110 Wien

Zeitaufwendig, nicht durchdachtMillionen für Kindergärten: Zu wenig für neue Plätze?, 6. Juni
Mit großem Interesse habe ich den Artikel von zur Sprachstandserhebung gelesen. Ich arbeite in einem Privatkindergarten in Wien. Wir haben uns entschlossen, diese Erhebung nicht durchzuführen! Sie ist zeitaufwendig, nicht durchdacht und nimmt uns die Zeit für unsere Arbeit! Wir haben unsere Eltern schon immer zeitgerecht auf Defizite aufmerksam gemacht und die Kinder gut auf die Schule vorbereitet. Kinder, die Defizite haben, scheinen in den Listen nicht auf. Kinder, die keine Defizite haben, schon! Die Eltern wissen teilweise gar nicht Bescheid, worum es geht. Ich habe auch mit vielen frustrierten Kolleginnen gesprochen. Ich denke, die Arbeit mit Kleinkindern sollte andere Inhalte haben, als seitenweise Listen auszufüllen.

Regina Fischer

1140 Wien

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2008)

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