Das kleine Extra zum Seegrundstück

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Alternative zum großen Haus? Auch Hütten sind an Seen Mangelware.

Gerade mal Platz für ein paar Handtücher: Viel größer sind so manche Parzellen an den Kärntner Seen nicht – begehrt sind die Fleckchen am Wasser bei Immobilienkäufern aber trotzdem. Auch wenn nicht einmal ein Wohnhaus darauf steht oder errichtet werden darf. „Für Grundstücke in der ersten Reihe wird ein Vielfaches der Preise bezahlt, die dahinter erzielt werden“, sagt dazu Bernhard Gelbmann, Verkaufsleiter beim Klagenfurter Immobilienmakler Igel.

Die geringe Größe mache den Interessenten nichts aus, auch hohe Quadratmeterpreise schrecken sie nicht so leicht ab. Das hat Gerhard Noll, Immobilienspezialist für das Kärntner Seengebiet, beobachtet. „Die Seegrundstücke sind schnell weg. Nur wenn der Preis sehr überzogen ist, dauert es eine Weile bis zum Verkauf.“ Ein Beispiel: Eine kleine Parzelle direkt am Wörtherseeufer fand unlängst für rund 650.000 Euro ihren Käufer. Und weniger das Häuschen auf dem knapp 300 Quadratmeter großen Grundstück, vielmehr die Lage am See war für den Kaufpreis von rund 2000 Euro pro Quadratmeter ausschlaggebend.

Umkleide, Anrichte, Lager

Dennoch erfüllt der kleine Holzriegelbau eine wichtige Funktion. Beim Baden kommt es eben auf Dauer nicht nur auf das kühle Nass an. „Mit zwei kleinen Räumen und einer Toilette ist die Nutzbarkeit des Seegrundstücks eine andere“, erläutert Noll. Permanentes Wohnen ist zwar bei Badehütten – Stichwort Widmung Freizeitwohnen – nur selten erlaubt, aber das Übernachten ist zumeist möglich.

Auch wenn kein vollwertiges Wohnhaus am Wasser errichtet werden darf, bietet ein Badehaus seine Möglichkeiten. Sich umzuziehen, schnell eine Speise zuzubereiten, bei Gewitter ein Dach über dem Kopf zu haben – das hat natürlich Vorteile.

Auch am Nordufer des Weissensees stehen einige Hütten, eine von ihnen hat 2007 den Kärntner Holzbaupreis gewonnen. Je nach Schneeschmelze steht das Häuschen vor dem Wasser oder ganz darin. „Dank des Pfahlunterbaus konnte man den Bau näher an das Ufer bringen“, erläutert der Lienzer Architekt Peter Jungmann. Trotz beschränkter Nutzungsmöglichkeiten ist Qualität bei den Kleinoden am See durchaus gefragt. Übernachten ist am Weissenseeufer offiziell nicht möglich (ein Großteil ist Naturschutzgebiet), dafür ist ein Saunaofen eingebaut, und man blickt vom Liegebereich direkt aufs Wasser. Die Fensterlösung hebt die Enge des Raumes auf: „Dank einer Verglasung auch zur Seite hin ist das schmale Haus wie ein Trichter zum See offen“, sagt Jungmann.

Privat und öffentlich

Hotelbetriebe haben ihr Fleckerl am See zumeist mit Nutzungsrechten gesichert, als Käufer für Parzellen am Wasser sind sie nicht die ersten Interessenten. „Ausschließlich private Personen, die sich den Luxus eines eigenen Seezugangs leisten wollen“, nennt Noll als Zielgruppe. Die Badehütten sind das Tüpfelchen auf dem i des Seezugangs. Nicht alle Parzellen mit den Häuschen erreichen oben genannte Preise, mit 1000 Euro pro Quadratmeter sollte man allerdings rechnen.

Wer dabei nicht mithalten kann (oder will), dem bleibt der Gang zum Strandbad. Dort stehen in Kärnten häufig nicht minder schmucke öffentliche Badehäuser. Und in den historischen Holzjuwelen macht das Umziehen für den Sprung ins Wasser Spaß – auch wenn man sie nicht sein Eigen nennen kann.

WOHNSITZE

■In Regionen, in denen es viele Zweitwohnsitze gibt, wird das Wohnen häufig reglementiert. So ist nur bei der Widmung Wohnbauland erlaubt, permanent seine Zeit dort zu verbringen.

■In touristischen Gegenden gibt es oft Gebiete, die für „Freizeitwohnen“ reserviert sind. Hier darf lediglich ein „zeitweiliger“ Wohnbedarf gedeckt werden. Bei einer Grünlandwidmung dürfen nur Gebäude errichtet werden, die zur landwirtschaftlichen Nutzung erforderlich sind.

Geprüft, ob ein Bau der vorgeschriebenen Widmung entspricht, wird üblicherweise im Bauverfahren vom Bürgermeister (gilt auch beim Umbau).

Rechtsinfos nach Bundesländern: www.meingrundstueck.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2008)

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