„Krone“ im TV: Verdacht auf SP-Intervention

SP-Intervention beim ORF?
SP-Intervention beim ORF?(c) Reuters (Dominic Ebenbichler)
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Wieso wurde ein geplanter Beitrag über die „Kronen Zeitung“ nicht gesendet? Die ORF-Redakteure sagen, sie können nichts dafür.

Für die „ZiB 2“ von vergangenem Mittwoch war ein Beitrag über die Rolle und die Macht der „Kronen Zeitung“ im Wahlkampf geplant. Bis nach dem Start der Sendung konnte man im ORF-Teletext die einschlägige Ankündigung lesen. Doch der Beitrag wurde nicht gesendet. Offenbar an seiner Stelle lief ein Bericht über den geplanten Einstieg von Scheichs aus Abu Dhabi bei Daimler.

Wieso? Der Verdacht auf Intervention von Seiten der SPÖ – deren Spitzenkandidat Werner Faymann mit „Krone“-Herausgeber Hans Dichand befreundet ist – liegt nahe, das Nachrichtenmagazin „profil“ hat ihn auch geäußert. In einer Aussendung erklärte der ORF, es habe „in der gegenständlichen Angelegenheit“ (sic!) keine Intervention und/oder Einflussnahme von außen gegeben. Der Beitrag sei einfach nicht fertig geworden, und zwar „inhaltlich“, wie ORF-Kommunikationschef Pius Strobl der APA erklärte.

Beitrag wäre fertig geworden

Dem widersprechen die Redakteurssprecher Danielle Spera, Dieter Bornemann und Stefan Gehrer: „Der Beitrag hätte – entgegen anderslautender Aussagen – problemlos zeitgerecht für die Sendung fertiggestellt werden können“, schreiben sie. Es könne nicht sein, „dass interne Diskussionen über die Gestaltung eines Beitrags dazu führen, dass am Ende die produzierenden Redakteure die Schuld an der nicht stattgefundenen Ausstrahlung zugeschoben bekommen“. Sie erwarten, dass der Beitrag Anfang der Woche gesendet wird, und „halten das auch für wichtig, da sich die ,Krone‘ selbst zu einem Teil des Wahlkampfs gemacht hat und das daher auch in der journalistischen Berichterstattung thematisiert werden soll“.

Das Büro Werner Faymanns wies die Vorwürfe zurück: „Das ist einfach lächerlich und schlägt in die gleiche Kerbe wie der Inseraten-Vorwurf.“ (Gemeint sind Inserate des Infrastrukturministeriums, vor allem in der „Krone“, bei denen der Person Faymann viel Platz eingeräumt wird.) VP-Mediensprecher Franz Morak meint dagegen, ORF-General Alexander Wrabetz setze die Unabhängigkeit des ORF aufs Spiel. Auch die Grünen verlangen „lückenlose Aufklärung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2008)

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