Dick Fosbury: Alles andere als ein Flop

(c) EPA (Kay Nietfeld)
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Mit seiner bahnbrechenden Hochsprung-Technik schrieb der Amerikaner Dick Fosbury bei Olympia 1968 in Mexiko Geschichte. Der 61-Jährige ist noch immer ein Sportfreak und sieht die 2,50 Meter-Marke fallen.

Die Presse: Herr Fosbury, Sie gewannen in Mexiko 1968 mit Ihrer Technik, die als „Fosbury-Flop“ Geschichte schrieb, Gold im Hochsprung. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diesen Moment?

Dick Fosbury: Es war ein einzigartiger Augenblick. Ich war damals sehr aufgeregt, ich konnte die Nacht davor nicht schlafen. Ich war nervös, es war der größte Wettkampf meines Lebens Ich erinnere mich an den langen, dunklen Tunnel im Estadio Olympico, das Sprungareal und das Raunen der Zuschauer als sie den „Flop“ sahen. Es war ein toller Wettkampf und die Zehntelsekunde, als ich die Latte überquert hatte, werde ich nie vergessen.

Wann hatten Sie den Stil entworfen, was hat Sie dazu bewegt, eine neue Sprung-Methode auszuführen?

Fosbury: Ich habe den Stil in der Highschool, ich war damals sechzehn Jahre alt, entwickelt. Zu dieser Zeit hatte ich noch den antiken Scheren-Stil praktiziert. Der war nicht effizient genug für mich, ich wollte höher rauf, eine Modernisierung musste zwingend erfolgen. Also habe ich vieles probiert bis es geklappt hat und der „Flop“ meine Methode wurde. Die Hüfte rauf, die Schultern ein bisschen mehr zurück und am Ende des Tages überquerte ich die Latte horizontal. Es brachte 15 Zentimeter auf Anhieb.

Wie groß ist Ihre Genugtuung, zu sehen, dass Ihr Stil auch heute noch aktuell ist?

Fosbury: Ich bin schon sehr überrascht, damit hätte ich nie gerechnet. Ich wollte ja die Welt nicht verändern. Doch durch meinen Sprungstil gibt es jetzt eine einheitliche Richtlinie, ich bin ein Teil der Sport-Geschichte. Das ist interessant, es ist eine große Ehre.

Wenn Sie die Höhen von heute betrachten oder den Weltrekord von 2,45 Meter des Kubaners Javier Sotomayor, wie hoch kann der Mensch springen?

Fosbury: Uuuh, ich habe vorhergesehen, dass eines Tages ein Mann 2,50 Meter springen wird. Das hatte ich intuitiv gespürt. Die Höhe wird irgendwann fallen. Bei den Damen wird es Blanka Vlasic schaffen, den Kostadinova-Rekord von 2,09 Metern zu überbieten. Der hält ja schon 21 Jahre, es wird Zeit. Der Mensch wird nie aufhören, Grenzen zu sprengen.

Wo ist die finale Grenze im Sport generell?

Fosbury: Um es ehrlich zu sagen, der Sport verändert sich, wir verändern die Umwelt und all unsere Möglichkeiten. Athleten werden stärker, älter und wir ändern dazu die Regeln. Also wird sich vielleicht die Leichtathletik weiter verändern. Wo das Ende liegt, kann ich nicht sagen.

Wie sehr haben sich die Spiele Ihrer Meinung nach verändert?

Fosbury: Die sind ganz anders als 1968. Jetzt gibt es mehr Athleten, Sportarten, Journalisten, TV-Anstalten und vor allem viel mehr Geld. Olympia ist immer noch eine Herausforderung, wir sehen uns aber den gleichen Herausforderungen ausgesetzt, denen sich die alten Griechen stellen mussten: In der Antike kam es auch zum Crash, weil Geld ins Spiel kam oder Athleten betrogen hatten. Aber das ist im Sport generell so. Das ist unsere größte Herausforderung wir müssen diesem Trend widerstehen.

Kann man aber Probleme wie Doping jemals vollkommen ausradieren?

Fosbury: Wissen Sie, es wird immer Betrüger geben. Aber es gibt Wege. Mit Tests oder mit schlichter Aufklärung, die dabei hilft, ein von Moral gestütztes System neu aufzubauen. Das wäre im Sinne des Sportlers, der sich ja einigen gesundheitlichen Gefahren aussetzt. Und: Wer betrügt sich schon selbst gerne? Das ist nicht ehrenhaft!

Welcher Sportler beeindruckt Sie am meisten, haben Sie selbst vielleicht sogar ein Idol?

Fosbury: Die Russin Jelena Isinbajewa und den Stabhochsprung finde ich super! Sie hat eine so perfekte Technik, sie kann noch viel höher springen, das werden wir alle noch sehen! Sie hat es ja in Peking wieder gezeigt. Aber ich werde meine Augen offen halten, das weiß ich seit 1968: Es könnte irgendwo einen neuen Star geben, der mich mit seiner Leistung begeistert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2008)

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